Zusammenfassung
Hintergrund und Ziele: Obwohl Lehrkräfte als zentrale Bezugspersonen von Schülern eine wichtige Funktion
bzgl. der (Früh-)Erkennung psychischer Belastungen haben können, ist dies in der Forschung
bislang kaum untersucht. Im vorliegenden Projekt wurde ein Schulungskonzept entwickelt
und es wurde untersucht, ob dadurch Wissen und subjektive Handlungskompetenz von Lehrkräften
bzgl. der Früherkennung von psychischen Belastungen bei Schülern (u. a. durch Informationsvermittlung,
Gesprächstechniken, Kenntnis von Ansprechpartnern) gesteigert werden können.
Methodik: Im Rahmen des Projekts wurde eine 4-stündige Schulung für Lehrkräfte zum Thema Früherkennung
psychischer Belastungen bei Schülern entwickelt, an 6 Gymnasien durchgeführt und in
einer Prä-Post-Studie evaluiert. Die teilnehmenden Lehrkräfte wurden zu 3 Messzeitpunkten
(vor und nach der Schulung; 6-Monats-Katamnese) mittels Fragebogen bezüglich der Schulungsbewertung
sowie Wissen und subjektiver Handlungskompetenz befragt.
Ergebnisse: Insgesamt liegen für alle 3 Messzeitpunkte die Werte von 44 Personen vor (Ausgangsstichprobe
zu T1: N=109). Nach der Schulung findet sich im Wissenstest nur eine leichte, nicht
signifikante Zunahme (partielles Eta2=0,047). Ein bedeutsamer Benefit zeigt sich in fast allen Items zur subjektiven Handlungskompetenz
(partielles Eta2=0,14–0,67). Die Lehrkräfte geben unmittelbar nach der Schulung und auch 6 Monate
später an, dass sie wissen, wie sie mit einem psychisch belasteten Schüler ins Gespräch
kommen und ggf. seine Eltern darauf ansprechen können. Direkt im Anschluss an die
Schulung und auch in der 6-Monats-Katamnese werden Schulungskonzeption, -durchführung
und -inhalte positiv bewertet und als hilfreich eingestuft.
Diskussion: Die Lehrerschulung zeigt vielversprechende Ergebnisse, die in einer randomisierten
Kontrollgruppenstudie überprüft werden sollten.
Abstract
Background and study objectives: Although teachers play an important role regarding early recognition of psychological
problems in students, they have been largely neglected in research as a target group
for interventions. In this study, a training for teachers was developed that aimed
at improving knowledge and self-efficacy/subjective competencies with regard to the
early recognition of mental distress in secondary school students with a specific
focus on depressive symptoms (by means of providing information, interviewing techniques,
and important contact persons).
Methods: A training module comprising 4 h directed at teachers in secondary schools was developed
and tested in 6 schools in a pre-post evaluation design. Participating teachers rated
the training as well as their knowledge and self-efficacy/subjective competencies
at 3 time points (before training (T1); after training (T2); 6-months-follow-up (T3)).
Results: Questionnaire data from N=44 teachers were available for all 3 data points (baseline
sample: N=100). There was a slight but nonsignificant post-training increase in knowledge
regarding depressive symptoms (partial Eta2=0,047). A significant benefit was found for most self-efficacy items (partial Eta2=0,14–0,67). Participants reported gains in subjective competencies with regard to
initiating a dialogue with a distressed student and approaching his/her parents. Training
contents and realization were rated positively immediately after the training as well
as at follow up.
Discussion: The evaluation of the teacher training for early recognition of mental distress in
students showed promising preliminary results that should be substantiated in a randomized
controlled design.
Schlüsselwörter
Prävention - Früherkennung - psychische Belastungen bei Schülern - Lehrerfortbildung/Lehrerschulung
- Depression im Jugendalter
Key words
prevention - early recognition - psychological distress in students - teacher training
- adolescent depression