physiopraxis 2016; 14(04): 50-53
DOI: 10.1055/s-0042-102392
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22 April 2016 (online)

Warum hängen bei Ärzten und in Krankenhäusern oft Naturbilder oder -Videos? – Antwort des Monats

Eine schöne Landschaft, ein strahlend blauer Himmel, eine leuchtende Unterwasserwelt – Naturbilder erfreuen nicht nur das Auge, sie reduzieren auch Stress und fördern die Heilung. Immer mehr Arztpraxen und Kliniken wissen um die wohltuende Wirkung von Naturbildern und setzen sie gezielt ein. Statt auf eine weiße Wand zu starren, genießen beispielsweise die Patienten auf der Station für Strahlentherapie am Uniklinikum Leipzig während der Bestrahlung den Blick durch ein virtuelles Deckenfenster in den blauen Himmel. Der himmlische Ausblick in dem fensterlosen Raum hilft ihnen, sich zu entspannen und ihre Ängste abzubauen.

Was beim Betrachten von Naturbildern in unserem Gehirn passiert, fanden Forscher um Peter Woodruff vom Department of Neuroscience der Clinical University of Sheffield bereits 2010 heraus [1]: Sie zeigten Versuchspersonen entspannende Strandszenen und unruhige Bilder aus dem Straßenverkehr. Währenddessen erfassten die Wissenschaftler die Hirnaktivität der Probanden mittels MRT. Dabei zeigte sich, dass beim Betrachten der Strandszenen gleichzeitig der auditorische und der temporale Kortex, der präfrontale (zuständig für die Bewertung von Emotionen) Kortex sowie der Thalamus aktiv waren und sich vernetzten. Dieser Synchronisierungseffekt war zerstört, sobald die Versuchspersonen wieder die Szenen aus dem Straßenverkehr betrachteten.

Mittlerweile gibt es weltweit etwa 1.000 Studien, die bestätigen, dass Patienten in einer angenehmen Umgebung schneller gesund werden und weniger Medikamente benötigen. Des Weiteren verringert sich ihre Herzfrequenz, ihr Blutdruck sinkt und sie fühlen sich weniger gestresst. Bleibt zu hoffen, dass die oft wenig einladende Krankenhausatmosphäre mit grauen Fluren, sterilen Räumen und kaltem Licht bald der Vergangenheit angehört.

giro

→ Die Studie finden Sie in unserem Artikelarchiv unter www.thieme-connect.de/products/physiopraxis > „Ausgabe 4/16“.