Laryngorhinootologie 2016; 95(05): 320
DOI: 10.1055/s-0042-102623
Leitlinie-Vorwort
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einführung zur S2K-Leitlinie interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion

C. B. Eich
,
T. Deitmer
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Publication Date:
02 May 2016 (online)

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Prof. Dr. med. Christoph Bernhard Eich
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Prof. Dr. med. Thomas Deitmer

Die Versorgung von Kindern nach Fremdkörperingestion und noch mehr nach Fremdkörperaspiration ist ein Notfallereignis, welches ein zielgerichtetes, interdisziplinäres Handeln erfordert. Dadurch, dass Aufklärungsmaßnahmen in der Bevölkerung über die Gefährdung von Kindern durch Ingestion und Aspiration erfolgten, sind diese Ereignisse in Deutschland als insgesamt rückläufig anzunehmen. Gerade jedoch nicht sehr häufige, aber dafür potentiell dramatische Notfallsituationen erfordern eine gute vorherige Abstimmung über das zielstrebige Management dieser Kinder.

Auf Initiative des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie (WAKKA) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) entstand die hier abgedruckte AWMF-Leitlinie zur interdisziplinären Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion. Die Arbeitsgemeinschaft pädiatrische HNO (AG PädHNO) der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DG HNO KHC) war in die Erstellung und Beratung der Leitlinie eingebunden. Die vorliegende Leitlinie wurde schließlich vom Präsidium der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie konsentiert.

Typischerweise sind HNO-Ärzte durch die im Rahmen der onkologischen und respiratorischen Diagnostik durchgeführte starre Endoskopie von Larynx, Trachea und Bronchien sowie des Ösophagus routiniert in der Anwendung starrer Endoskope. Die starre Beatmungstracheobronchoskopie wird bei Kindern überwiegend durch HNO-Ärzte und pädiatrische Pneumologen durchgeführt. Die Anwendung flexibler endoskopischer Techniken (Tracheobronchoskopie, Ösophagogastroskopie) ist hingegen oftmals in anderen Fachbereichen etabliert. Da sowohl die starren, als auch die flexiblen endoskopischen Techniken ihre differenzierten Indikationsstellungen haben, liegt eine interdisziplinäre Herangehensweise gerade für diese Krankheitsbilder nahe, um eine bestmögliche Kompetenz und Erfahrung an das gefährdete Kind heranzubringen.

Die 3 klinisch und organisatorisch essentiellen Punkte zum Fremdkörpermanagement bei Kindern sind: 1. Dran denken (Re-Evaluation)! 2. Im Zweifel endoskopieren! 3. Geordnete interdisziplinäre Abstimmung über Indikation, adäquaten Zeitpunkt von Narkose und Endoskopie, bestmögliche Teamexpertise und geeignete Endoskopietechnik.

Wir wünschen uns daher durch diese Leitlinie einen Impuls, dass in allen Zentren, die solche Kinder versorgen, klare Organisationsabsprachen über die lokalen Verantwortlichkeiten und interdisziplinären Vorgehensweisen erfolgen.