PPH 2016; 22(04): 228
DOI: 10.1055/s-0042-107413
Rund um die Psychiatrie
Aktuelle Studien
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Steinert T, Kappenschneider J, Flammer E. Subjektives Erleben von Stationsregeln auf Stationen zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit

Contributor(s):
Jörg Kußmaul
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Publication Date:
22 July 2016 (online)

Hintergrund: Die zentrale Fragestellung der Studie war die Art und Häufigkeit von Stationsregelungen in verschiedenen Kliniken sowie die Bewertung dieser durch die Beschäftigten und Patienten. Vertiefend wurde nach potenziellen Korrelationen mit der Patientenzufriedenheit und der Zufriedenheit mit dem Aufnahmeprozess in die Klinik geforscht.

Methode: Das Studienfeld umfasste vier spezialisierte Stationen für alkoholerkrankte Menschen sowie eine Station zur Behandlung von Suchterkrankungen und psychischen Störungen unterschiedlicher Kliniken in Baden-Württemberg.

Für die Studienteilnahme wurden nur Patienten angefragt, die bereits fünf oder mehr Tage auf der Station und somit mit den Regeln vertraut waren. Die erreichte Stichprobengröße der Querschnittstudie liegt bei 134 Patienten mit der Hauptdiagnose der Alkoholabhängigkeit (ICD-10: F10.2) und 41 Beschäftigten.

Das Erleben der Stationsregeln wurde mit einem selbstentwickelten Fragebogen bestehend aus einer fünfstufigen Likert-Skala als Antwortmöglichkeit erhoben. Die allgemeine Patientenzufriedenheit wurde mit der deutschsprachigen Übersetzung des Client Satisfaction Questionnaire (CSQ-8) untersucht und für das subjektive Bewerten des Aufnahmeprozesses in die Klinik kam der deutschsprachige Fragebogen (FEA-P) zum Einsatz. Die Beurteilung der Station wurde mit der adaptierten und in die deutsche Sprache übersetzen Ward Atmosphere Scale (WAS) durchgeführt.

Ergebnis: Die Untersuchung zeigt, dass es umfangreiche Stationsregeln auf den Stationen zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen gibt. Diese waren jedoch weitgehend ähnlich und wurden durch die langjährige Zusammenarbeit auf überregionalen Arbeitstreffen und in Fachgruppen begründet.

Stationsregeln werden von den Beschäftigten und Patienten im gleichen Maße als positiv bewertet. Es konnte jedoch keine signifikante Korrelation zwischen Stationsregeln, der Patientenzufriedenheit sowie der Zufriedenheit zur Aufnahme in die Klinik festgestellt werden.

Fazit: Unabhängig von dem Stationskonzept werden Stationsregeln von Beschäftigen und Patienten grundsätzlich als positiv und hilfreich beurteilt. Weitere signifikante Zusammenhänge, zum Beispiel mit der Patientenzufriedenheit, konnten nicht nachgewiesen werden.

Jörg Kußmaul