Z Gastroenterol 2016; 54(06): 587-590
DOI: 10.1055/s-0042-108669
Mitteilungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen der Weiterbildungskommission der DGVS: Einheitliche Kriterien für die Erteilung von Weiterbildungsbefugnissen in der Gastroenterologie

Contributor(s):
Günter Preclik
1   Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Olivaer Platz 7, 10707 Berlin
2   Waldkrankenhaus St. Marien, Rathsberger Straße 57, 91054 Erlangen
5   Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte e. V., Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Wichernstraße 40, 57074 Siegen
,
Birgit Kallinowski
1   Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Olivaer Platz 7, 10707 Berlin
3   Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e. V., Holdergärten 13, 89081 Ulm
4   Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Onkologische Tagesklinik, Scheffelstraße 63, 68723 Schwetzingen
,
Joachim Labenz
1   Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Olivaer Platz 7, 10707 Berlin
5   Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte e. V., Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Wichernstraße 40, 57074 Siegen
6   Berufsverband Deutscher Internisten, Sektion Gastroenterologie, Schöne Aussicht 5, 65193 Wiesbaden
,
Frank Lammert
1   Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Olivaer Platz 7, 10707 Berlin
7   Arbeitsgemeinschaft Universitärer Gastroenterologen, Olivaer Platz 7, 10707 Berlin
8   Abteilung für Innere Medizin, Evangelisches Krankenhaus Zweibrücken, Obere Himmelsbergstraße 38, 66482 Zweibrücken
9   Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Kirrberger Straße 100, 66421 Homburg
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Publication History

Publication Date:
13 June 2016 (online)

I. Hintergrund

Eine der wesentlichen Aufgaben der Landesärztekammern ist die Entscheidung über die Ermächtigung eines Arztes oder die Zulassung einer Weiterbildungsstätte zur Weiterbildung in einem Fachgebiet. Die Landesärztekammern konkretisieren die Voraussetzungen für die Erteilung einer solchen „Weiterbildungsbefugnis“ (WBB) in ihren jeweiligen Weiterbildungsordnungen, die sich an die nicht verbindliche Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (M-WBO 2004) anlehnen. In dieser ist festgehalten, dass „für den Umfang der Befugnis ... maßgebend (ist), inwieweit die … gestellten Anforderungen durch den befugten Arzt unter Berücksichtigung des Versorgungsauftrages, der Leistungsstatistik sowie der personellen und materiellen Ausstattung der Weiterbildungsstätte erfüllt werden können“ (M-WBO Abschnitt A, § 5 Abs. 4).

Die Kriterien zur Erteilung einer WBB sind in den verschiedenen Landesärztekammern unterschiedlich und nicht vollständig transparent, so dass sich zwischen den Bundesländern erhebliche Unterschiede in der Beurteilung der Weiterbildungsstätten und damit den Weiterbildungsbedingungen ergeben. Um eine Vereinheitlichung der Beurteilungskriterien zu fördern, nimmt die Weiterbildungskommission der DGVS im Folgenden zu den Beurteilungskriterien zur Bewertung und zur Erteilung einer WBB im Fachgebiet Gastroenterologie Stellung. Dies bezieht sich auf die 36 Monate der speziellen Weiterbildung, die sich an die dreijährige Basisweiterbildung in der Inneren Medizin anschließen.

Die Weiterbildungsordnungen beschreiben neben den Mindestweiterbildungszeiten die allgemeinen Lerninhalte und die Richtzahlen, die ein Weiterbildungsassistent für die Anmeldung zur Facharztprüfung nachweisen muss. Der nach M-WBO 2004 kürzeste, anerkannte Weiterbildungsabschnitt beträgt 6 Monate. Sofern bestimmte Inhalte der Weiterbildung nicht vermittelt werden können, stellen Rotationen in eine andere Klinik oder Praxis (z. B. Hämato-Onkologie, Intensivstation) eine weitere Möglichkeit dar, bei der ein zeitlich begrenzter Wechsel zu einem Weiterbilder vertraglich vereinbart wird. Im Einzelfall ergibt sich dann die gesamte WBB aus der Summe der einzelnen 6-monatigen Weiterbildungsabschnitte, die an der jeweiligen Weiterbildungsstätte, ob Praxis oder Klinik, vermittelt werden können. Hervorzuheben ist, dass 50 % der gesamten Weiterbildungszeit, d. h. 18 Monate, im ambulanten Bereich durchgeführt werden können. Hierbei können insbesondere auch Verbundweiterbildungen von Krankenhäusern und Praxen sinnvoll sein (siehe Abschnitt 6).

Das Grundproblem bei der Erteilung der WBB besteht darin, die vorgegebenen Weiterbildungsinhalte in das primär zeitlich orientierte Raster der WBB (mit Mindestzeiträumen von 6 Monaten) umzusetzen. Eine individuelle, praxisorientierte Planung der Weiterbildung mit engagierten Weiterbildungsbedingungen („Prozessqualität“), eine ausreichende personelle und technische Ausstattung der Weiterbildungsklinik („Strukturqualität“) sowie im Einzelfall zu bewertende, qualitätsorientierte Mindestanforderungen an die erforderlichen Krankheitsbilder und die Untersuchungsmethoden bzw. Interventionen sollten die grundlegenden Entscheidungskriterien für die Erteilung einer WBB darstellen.

 
  • Literatur

  • 1 Lynen-Jansen P, Kallinowski B, Labenz J et al. Aktuelles aus der Weiterbildungskommission der DGVS: Stand der Revision der Weiterbildungsordnung. Z Gastroenterol 2014; 52: 1114-1116
  • 2 Denzer U, Beilenhoff U, Eickhoff A et al. S2k-Leitlinie Qualitätsanforderungen in der gastrointestinalen Endoskopie, AWMF Register Nr. 021–022 Erstauflage 2015. Z Gastroenterol 2015; 53: E1-E227
  • 3 Ward ST, Mohammed MA, Walt R et al. An analysis of the learning curve to achieve competency at colonoscopy using the JETS database. Gut 2014; 63: 1746-1754
  • 4 Wani S, Hall M, Keswani RN et al. Variation in aptitude of trainees in endoscopic ultrasonography, based on cumulative sum analysis. Clin Gastroenterol Hepatol 2015; 13: 1318-1325
  • 5 Ward ST, Hancox A, Mohammed MA et al. The learning curve to achive satisfactory completion rates in upper GI endoscopy: an analysis of a national training database. Gut 2016; epub
  • 6 Preclik G, Labenz J ALGK – Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte. ALGK-Umfrage zur Situation der Weiterbildung „Innere Medizin und Gastroenterologie“ in Deutschland. Z Gastroenterol 2013; 521: K312; Vortrag auf der 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten am 12. 09. 2013 in Nürnberg