Abstract
Introduction: The aim of this study was to define and characterise differences in the level of
obstetric care provided to immigrant and German women.
Materials and Methods: An analysis of the Virchow Hospitalʼs birth registers was conducted for the years
1974, 1984 and 1994. The study population of 5445 patients was grouped according to
ancestry/family origin on the basis of a name analysis, and subsequently also according
to parity (primiparous or multiparous). On name analysis 2741 women were defined as
German, 1598 were grouped as women of Turkish origin and 810 as immigrants of other
origin. χ2 tests and Fisherʼs exact test were used for significance testing (significance level
p < 0.05), and a logistic regression analysis was performed.
Results: Rates of caesarean section, episiotomy, higher grade perineal tears and severe postpartum
haemorrhage did not differ between the groups. There were however significant differences
in the use of uterine stimulants, analgesics in labour and both local and regional
anaesthesia, with women of Turkish origin and other immigrants receiving anaesthesia
less, but oxytocin more often. Rooming-in was more common among German primipara and
multipara from 1984 onwards.
Discussion: This retrospective analysis of three historical birth cohorts showed significant
differences in perinatal care between German and immigrant women, presumably reflecting
deficits in care. It seems remarkable that this trend has not changed over a time
span of three decades despite a continuous increase in immigration and acculturation.
A “research paradox”, however, remains: Despite these increasing rates, there are
no current or older, prospective or systematic studies of obstetric care in immigrants.
Zusammenfassung
Einleitung: Ziel der Studie ist, Unterschiede zwischen Migrantinnen und deutschen Frauen bez.
des Versorgungsgrads während der Geburt herauszuarbeiten.
Material und Methodik: Es erfolgte eine Auswertung der Geburtenbücher des Virchow-Klinikums der Jahre 1974,
1984 und 1994. Die Studienpopulation von 5445 Patientinnen wurde anhand einer Namensanalyse
nach Herkunft und anschließend nach Parität in Erst- und Mehrgebärende eingeteilt.
Es wurden 2741 Patientinnen der Gruppe deutscher Frauen, 1598 den türkischen und 810
den Migrantinnen anderer Herkunft zugeordnet. Die Signifikanzprüfung erfolgte mittels
des χ2-Tests bzw. des exakten Tests nach Fisher (Signifikanzniveau p < 0,05). Außerdem wurde
eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse: Sowohl die Rate an abdominellen Schnittentbindungen, Episiotomien, höhergradigen
Dammrissen als auch an schweren postpartalen Blutungen war zwischen den Kollektiven
nicht unterschiedlich. Signifikante Unterschiede fanden sich allerdings bei der Rate
an wehenfördernden Mitteln, der Häufigkeit von Analgetikagaben intrapartal sowie bei
lokal- und regionalanästhetischen Verfahren. Hier erhielten türkischstämmige Patientinnen
und Migrantinnen anderer Herkunft seltener die genannten anästhesiologischen Verfahren,
aber häufiger Oxytocin. Das Rooming-in wurde ab 1984 bei den deutschen Erst- und Mehrgebärenden
häufiger praktiziert.
Diskussion: In der vorliegenden retrospektiven Analyse von 3 historischen Geburtskohorten lassen
sich signifikante Unterschiede in der Betreuung zwischen deutschen Frauen und Migrantinnen
erkennen. Hieraus lässt sich eine gewisse Fehl- oder Unterversorgung vermuten. Ebenso
scheint bemerkenswert, dass sich dieser Trend über 3 Jahrzehnte trotz parallel gestiegener
Migration und Akkulturation nicht verändert hat. Nichtsdestotrotz existiert weiterhin
ein „research paradox“: Trotz der steigenden Raten existieren aus jüngerer und älterer
Zeit keine prospektiven oder systematischen Analysen zu der geburtshilflichen Versorgung
von Migrantinnen.
Key words
immigration - perinatal data - women of Turkish origin
Schlüsselwörter
Migration - Perintaldaten - türkeistämmige Frauen