Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2017; 12(01): 63-84
DOI: 10.1055/s-0042-111298
Beckengürtel und untere Extremität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Distale Femurfrakturen

Christopher Bliemel
,
Benjamin Bücking
,
Steffen Ruchholtz
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 February 2017 (online)

Heutzutage werden distale Femurfrakturen fast ausschließlich operativ versorgt. Die anatomische Rekonstruktion von Achse, Länge und Rotation ist Voraussetzung für die schmerzfreie Belastbarkeit des Beines und die Reduktion von Spätfolgen wie persistierende Bewegungseinschränkungen des Kniegelenks und Gonarthrose.

Kernaussagen

Frakturen des distalen Femurs sind für etwa 3–6 % aller Femurfrakturen verantwortlich, wobei eine zweigipflige Altersverteilung festzustellen ist. Zum einen treten diese Frakturen im Rahmen von Hochrasanztraumata bei vornehmlich jüngeren Patienten auf, in der überwiegenden Anzahl der Fälle handelt es sich jedoch um Niedrigrasanztraumata des älteren Menschen mit reduzierter Knochenqualität und/oder einliegender Kniegelenktotalendoprothese.

Die primären Ziele der Frakturbehandlung sind

  • die Schmerzfreiheit des Patienten sowie

  • die Ermöglichung einer möglichst frühzeitigen Mobilisation des Patienten.

Aus diesen Gründen werden distale Femurfrakturen heutzutage fast ausschließlich operativ versorgt. Der anatomischen Rekonstruktion von Achse, Länge und Rotation kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung zu. Sie ist Voraussetzung für die schmerzfreie Belastbarkeit des Beines und die Reduktion von Spätfolgen wie persistierende Bewegungseinschränkungen des Kniegelenks und Gonarthrose.

Bei polytraumatisierten Patienten, Patienten mit offenen Frakturen, aber auch solchen mit starken Schwellungen der Weichteile ist zunächst eine temporäre Fixation mit einem das Kniegelenk überbrückenden Fixateur externe durchzuführen. Im Verlauf erfolgt die definitive Versorgung mittels winkelstabiler Platten-, Nagel- oder Schraubenosteosynthese über minimalinvasive, weichteilschonende Zugangswege. Hierbei setzen insbesondere Osteosynthesen von intraartikulären Frakturen eine große Erfahrung des Operateurs voraus.

Die frühzeitige postoperative Mobilisation ist für das funktionelle Ergebnis von entscheidender Bedeutung. Sie erfolgt bereits am 2. postoperativen Tag unter Anleitung von Physiotherapeuten mit Ent- oder Teilbelastung des operierten Beines.

 
  • Literatur

  • 1 Court-Brown CM, Caesar B. Epidemiology of adult fractures: A review. Injury 2006; 37: 691-697
  • 2 Martinet O, Cordey J, Harder Y. et al. The epidemiology of fractures of the distal femur. Injury 2000; 31 Suppl 3: C62-C63
  • 3 Pietu G, Lebaron M, Flecher X. et al. SOFCOT. Epidemiology of distal femur fractures in France in 2011–12. Orthop Traumatol Surg Res 2014; 100: 545-548
  • 4 Bliemel C. Distale Femurfrakturen. In: Ruchholtz S, Bücking B, Schulz R. Hrsg. Alterstraumatologie. 1 Aufl. Stuttgart: Thieme; 2016: 199-208
  • 5 Bliemel C, Buecking B, Mueller T. et al. Distal femoral fractures in the elderly: biomechanical analysis of a polyaxial angle-stable locking plate versus a retrograde intramedullary nail in a human cadaveric bone model. Arch Orthop Trauma Surg 2015; 135: 49-58
  • 6 Bliemel C, Oberkircher L, Bockmann B. et al. Impact of cement-augmented condylar screws in locking plate osteosynthesis for distal femoral fractures – A biomechanical analysis. Injury 2016; 47: 2688-2693