Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(05): 337
DOI: 10.1055/s-0042-115453
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Diabetes mellitus – Elternschaft und Diabetesrisiko

Robert Ritzel
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Publication Date:
21 November 2016 (online)

Hintergrund: Im Rahmen eine prospektiven Studie sammelten die Autoren Daten von 436 347 zwischen 2004 und 2008 rekrutierten Chinesen beiderlei Geschlechts zwischen 30 und 79 Jahren (median 51). Von denen hatten 98 % Kinder. In dieser Population ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung und primär ohne Diabetes kam es im Verlauf des 7-jährigen Follow-Up zu 8840 Diabetes-Neuerkrankungen, davon 5579 bei Frauen und 3261 bei Männern.

Ergebnisse: Bei Frauen zeigte sich dabei eine J-förmige Abhängigkeit des Diabetesrisikos zur Kinderzahl. Verglichen mit Frauen mit 1 Kind hatten Frauen ohne Kinder ein erhöhtes Diabetesrisiko mit einer adjustierten Hazard Ratio (aHR) von 1,39 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,11-1,73), bei Frauen mit 2 Kindern betrug die aHR 1,12 (95 %-KI 1,07-1,18), mit 3 Kindern 1,23 (95 %-KI 1,16-1,31), mit 4 und mehr Kindern 1,32 (95 %-KI 1,21-1,44). Bei Männern fand sich eine gleichlaufende Assoziation mit einer aHR von 1,28 (95 %-KI 1,02–1,6) für Männer ohne Kinder gegenüber Männern mit 1 Kind, während sich die aHR mit 2 Kindern auf 1,19 (95 %-KI 1,12-1,26) belief, mit 3 Kindern auf 1,32 (95 %-KI 1,21-1,44) und mit 4 und mehr Kindern auf 1,41 (95 %-KI 1,24-1,60). Diese Korrelation zeigte sich für beide Geschlechter quer durch alle Bevölkerungsschichten weitgehend konsistent.

Folgerung: Da die Assoziation zwischen Kinderzahl und Diabetes-Risiko für beide Geschlechter weitgehend parallel verläuft ist anzunehmen dass die Ursachen dafür weniger biologische Effekte als soziale, kulturelle und psychologische Umstände und Begleiterscheinungen der Kindererziehung sind.

Dr. Peter Pommer, Pfronten