Klinische Neurophysiologie 2016; 47(04): 169
DOI: 10.1055/s-0042-116291
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Publication Date:
30 December 2016 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

Ultraschall von Nerv und Muskel – eine Erfolgsgeschichte.

Im Gegensatz zum vaskulären Ultraschall (US) ist der Einsatz von US bei Störungen von Nerv und Muskel in der Neurologie noch sehr limitiert. Das ändert sich gerade infolge der verbesserten räumlichen Auflösung moderner US-Geräte, die auch sehr subtile Veränderungen erkennen lässt. US wird damit zu einer wertvollen Ergänzung der klassischen Elektrophysiologie. Auch das MRT leistet hier Gutes. Die Vorzüge des US liegen jedoch auf der Hand. Er ist schmerzlos (Kinder!), risikofrei, schnell (Praxismethode), wirtschaftlich und kann sowohl funktionelle wie strukturelle Informationen liefern. In diesem Heft finden sich drei Artikel zu diesem hochaktuellen Thema.

U. Schminke, Greifswald bietet eine ausgezeichnete Übersicht über die Möglichkeiten von US bei Störungen des peripheren Nerven wie Engpasssyndromen, Nerventraumen und Tumoren. Der Zusatznutzen der strukturellen Information des US zur Elektrophysiologie wird hier rasch erkennbar wie auch die Tatsache, dass sich diese Methoden hervorragend ergänzen.

H. H. Krämer, Gießen, fokussiert auf den US bei Erkrankungen der Muskulatur. Der fibröse oder fettige Umbau der Muskulatur führt zu einem veränderten Echoverhalten. Allerdings braucht die Quantifizierung noch weitere Forschung. Etabliert ist jedoch der Nachweis von Faszikulationen im funktionellen dynamischen Ultraschall, was zunehmend in der ALS-Diagnostik genutzt wird und eine große Rolle bei den sog. „Awaji-Kriterien“ spielt [1].

M. Bußmeier und H. Buchner, Recklinghausen bearbeiten im CME-Artikel anhand einiger sehr spannender Fälle das Thema der Indikationsstellung für US und MRT bei Erkrankungen von Nerv und Muskel und lassen erkennen, dass es an der Zeit ist, entsprechende Richtlinien zu erstellen.

Aus der Sicht des Verfassers gehört der hochauflösende US zukünftig in jedes moderne Labor für klinische Neurophysiologie. Die Ausbildung der jungen Kollegen muss neben der Elektrophysiologie auch den US miteinbeziehen. Beide Methoden gehören in die Hand desjenigen, der auch die klinische Expertise für diese Erkrankungen besitzt.

Reinhard Dengler, Hannover

 
  • 1 De Carvalho M, Dengler R, Eisen A et al. Electrodiagnostic criteria for diagnosis of ALS. Clin Neurophysiol 2008; 119: 497-503