Der Klinikarzt 2016; 45(10): 444
DOI: 10.1055/s-0042-117710
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Verehrte Leserinnen und Leser,

Franz Maurer
1   Chefarzt, Leiter des Überregionalen Traumazentrums,, Leiter des Endoprothetikzentrums, Krankenhaus St. Elisabeth, Ravensburg
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Publication Date:
18 October 2016 (online)

Längst ist die Bedeutung der Wirbelsäule als im wahrsten Sinne des Wortes zentrales (Achsen-)Organ des menschlichen Körpers erkannt worden – nicht nur von Medizinern sondern auch von Volkswirtschaftlern. Wirbelsäulenerkrankungen und wirbelsäulenassoziierte Beschwerden sind für einen Großteil der krankheitsbedingten Fehltage von Berufstätigen verantwortlich. Neben den medizinischen Publikationsorganen gibt es kaum ein Nachrichtenmagazin, keine Tages- oder Wochenzeitung oder ein sonstiges Medium, das sich nicht schon mit den Themen „Wirbelsäule“ oder „Rückenschmerzen“ befasst hätte.

Die Notaufnahmen der Krankenhäuser wie auch die Sprechstunden von Niedergelassenen sind voll von Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden, seien sie nun akut oder chronisch. Insofern erschien es uns angebracht, der Wirbelsäule ein eigenes Themenheft im klinikarzt zu widmen und den aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Stand zu den wichtigsten krankhaften Veränderungen darzustellen.

Die degenerativ bedingten Erkrankungen der Wirbelsäule, ihre Diagnostik und Therapie bilden einen ersten Schwerpunkt. Gerade bei arthrotischen Veränderungen und Bandscheibenschäden liegt die Problematik nicht nur bei der morphologisch fassbaren Pathologie, sondern eben auch auf der psychosozialen und psychosomatischen Ebene. So ist es für den Arzt in seiner Funktion als Therapeut, aber vor allem für den Gutachter ein bekanntes Phänomen, dass allein schon der durch Bildgebung nachgewiesene Bandscheibenvorfall von vielen Patienten mit Krankheit, ja sogar mit Berufs- und Erwerbsunfähigkeit gleichgesetzt wird.

Nach wie vor stellt aber auch das Wirbelsäulentrauma ein wichtiges Thema dar. Jedes Jahr verunglücken sportlich Trainierte wie auch Untrainierte, Kinder und Erwachsene, Arbeitnehmer und Selbständige und erleiden eine Wirbelsäulenverletzung. Die Bereitschaft auch im Sport immer mehr Risiken einzugehen, spielt hier sicher eine Rolle. Die Beteiligung des Rückenmarks bedeutet dabei in vielen Fällen unverändert eine gravierende Zäsur im beruflichen und privaten Umfeld – komplette oder inkomplette Lähmungen aber auch bleibende Formveränderungen und Funktionsstörungen der Wirbelsäule nach Unfällen ziehen nicht selten langwierige Behandlungs- und Rehabilitationsmaßnahmen nach sich. Bei den Querschnittlähmungen scheint die Entwicklung sog. Exoskelette eine Möglichkeit zu sein, Patienten wieder zu einer gewissen Mobilität zu verhelfen.

Fast schon gebetsmühlenartig weisen die Osteologen auf das Problem der Osteoporose in der älter werdenden Bevölkerung hin. Die Folgen dieser Knochenerkrankungen manifestieren sich in vielen Fällen zuallererst an der Wirbelsäule. Diagnostik, Prävention wie auch aktuelle Behandlungsverfahren einschließlich der operativen Möglichkeiten mit Vertebroplastie und Kyphoplastie werden deswegen in einem eigenen Beitrag ausführlich dargestellt.

Insgesamt ist es uns gelungen mit den verschiedenen Autoren kompetente Ärzte und Experten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet zu gewinnen, um einen Überblick über den aktuellen Stand von Diagnostik und Therapie für die verschiedenen Themen zu geben. Möge die Lektüre für jeden Leser gewinnbringend sein.