JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2017; 06(02): 45
DOI: 10.1055/s-0042-122550
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Andreas Kocks
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Publication Date:
06 April 2017 (online)

Hoffnung ist die Kraft, die uns auch in großen Herausforderungen trägt.

(Angelika Abt-Zegelin, 2009)

Auch wenn es uns in der täglichen pflegerischen Arbeit manchmal nicht auffällt oder als nicht besonders erwähnenswert erscheint: Sprechen gehört zu den häufigsten pflegerischen Interaktionen. Eine Herausforderung wie auch eine große Chance für professionelles Handeln. Denken Sie nur an die vielen Gespräche, die Sie als Pflegende führen bei der Hilfestellung der morgendlichen Grundpflege, bei der Mobilisation oder beim Verbandswechsel. Aus Untersuchungen wissen wir, dass eine gelungene Kommunikation und insbesondere die Frage des Informiert-Seins sowie die Möglichkeit Einfluss nehmen zu können, sich positiv auf Gesundheit und Sicherheit auswirken. Für Patienten und Angehörige ist die Qualität der Kommunikation einer der wesentlichen Qualitätsmerkmale einer Einrichtung.

Jede Erkrankung, sei sie klein oder groß, ist für Patienten und Angehörige mit Fragen, Unsicherheiten und häufig auch mit Lernaufgaben verbunden. Es müssen Strategien entwickelt, Wissen und Fertigkeiten erworben, vielfach auch Gefühle, Ängste und Sorgen verarbeitet werden. All dies besteht nicht nur als existenziale Ausnahmesituation während eines Krankenhausaufenthalts, sondern bedarf immer auch einer Integration in den alltäglichen Lebenskontext. Erst dort, im gelungen Alltag wird sich zeigen, wie gut sich neuen Kompetenzen, Wissen und Strategien in das tägliche Leben einfügen. In manchen Fällen sind von diesen Veränderungen nur kleine Lebensbereiche betroffen, in anderen werden ganze Lebensplanungen erschüttert. Dies meistern zu können, ist eine Kernaufgabe pflegerischer Profession.

Mit der vorliegenden JuKiP-Ausgabe laden wir Sie ein, sich mit Kernelementen und Ansätzen der Patienten- und Familienedukation zu beschäftigen. Warum sind Informationsvermittlung, Schulungsaktivitäten und Beratungstätigkeit in der Pflege nötig? Wie erleben Betroffene ihre Bedürfnisse nach Wissen und Fertigkeiten? Wie kann durch gezielte Beratung, Schulung und Information der Transitionsprozess im Kontext einer chronischen Erkrankung positiv begleitet werden?

Giovanni Maio hat es in einem Radiobeitrag „Über das Angewiesensein – Warum es oft schwer ist, Hilfe anzunehmen“ so wunderbar ausgedrückt. Es sei seine innerste Überzeugung, dass jeder Mensch von Anfang an ein grundsätzlich angewiesenes Wesen sei, selbst in den starken Jahren. Jeder Mensch können nichts aus sich allein heraus, sondern bleibe immer angewiesen auf ein Umfeld, auf andere Menschen, die ihn zu dem ermutigen, einladen und inspirieren und das ermöglichen, was er selbst dann machen wird.

Andreas Kocks