Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2022; 50(02): 151
DOI: 10.1055/s-0042-1744103
Abstracts | DVG

Autoimmune polyendokrine Syndrome beim Hund – 3 Fallbeispiele

S Strey
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
R Mischke
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
J Rieder
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Hintergrund und Ziel Viele der endokrinen Erkrankungen des Hundes werden durch autoimmune Mechanismen ausgelöst. Das autoimmune polyendokrine Syndrom (APS) bezeichnet eine Erkrankung verschiedener endokriner Organe. In der Humanmedizin werden 4 Arten APS unterschieden. Das häufigste ist hierbei das APS-2, nach seinem Entdecker „Schmidt-Syndrom“ genannt. Dieses umfasst mindestens 2 der folgenden Erkrankungen: Hypoadrenokortizismus, autoimmune Thyroiditis und Diabetes mellitus Typ 1. Die bislang beim Hund beschriebenen APS werden aufgrund der Ähnlichkeit zum APS-2 ebenfalls Schmidt-Syndrom genannt. Ziel ist die Beschreibung von Symptomen, Therapie und Verlauf bei 3 Hunden mit APS.

Ergebnisse Das Alter der 3 Patienten lag bei Erstvorstellung bei 15 Monaten, 4 und 7 Jahre. Es handelte sich um einen Eurasier, Mittelschnauzer und Dobermann. Die Symptome waren Lethargie (2), Leistungsinsuffizienz (1), Diarrhoe (2) und Vomitus (1) bis hin zu Haarverlust (1). Mittels Blutuntersuchung wurden Polyglobulie (1), Eosinophilie (1), Lymphozytose (1), Azotämie (2) und Hyperkaliämie (2) festgestellt. Bei 2 der Hunde fielen im Ultraschall verkleinerte Nebennieren auf. Nach Messung der Schilddrüsenhormone und Durchführung eines ACTH-Tests, lautete die Diagnose bei allen Hunden Schmidt-Syndrom, wobei 2 der Patienten an Hypoadrenokortizismus und Hypothyreose erkrankt waren und einer außerdem an Diabetes mellitus litt. Die Therapie erfolgte mit Prednisolon und Fludrokortison, später ersetzt durch Desoxycortonpivalat, Levothyroxin und im Falle des Diabetikers zusätzlich Lenteinsulin.

Schlussfolgerung Bisher wurde das APS nur selten beim Hund beschrieben. Es jedoch sollte es, unabhängig von Alter oder Rasse, bei Hunden mit bekannten Endokrinopathien in Betracht gezogen werden und gegebenenfalls zu erweiterten Hormonmessungen Anlass geben. Die Therapie des APS sollte in der Regel aus einer Substutionstherapie der defizienten Hormone (z.B. Gluko- und Mineralokortikoiden) bestehen. Mit Hilfe einer geeigneten Therapie kann eine gute Lebensqualität und Lebenserwartung erzielt werden.



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Article published online:
06 May 2022

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