Eine seltene solide Raumforderung der Zunge

Einleitung Aufgrund der verschiedenen histologischen Gewebsanteile der Zunge sollte der HNO-Arzt neben der Plattenepithelien auch neurovaskuläre Neubildungen der Zunge in die Differentialdiagnostik einbeziehen.

Kasuistik Eine 43-jährige Patientin wurde uns im September 2021 konsiliarisch von den Kollegen der Pulmologie vorgestellt. Bei rezidivierenden Fieberschüben wurde nach Mitralklappenrekonstruktion eine Bronchoskopie zum Ausschluss einer Pneumonie durchgeführt. In der Bronchoskopie wurde eine Raumforderung im Bereich des Zungengrundes beobachtet. Die Patientin selbst hatte keine Schwellung/Fremdkörpergefühl in diesem Bereich wahrgenommen. Hämoptysen oder eine Odynophagie wurden von der Patientin verneint. Weitere Vorerkrankungen waren nicht bekannt.

In der HNO- ärztlichen Untersuchung bestätigte sich eine Schwellung und Vorwölbung des rechten Zungengrundes. Sonographisch konnte im Zungengrund rechts eine echoarme, 1,5x 2cm große und scharf begrenzte solide Raumforderung mit echoreichen Binnenechos dargestellt werden. Aufgrund der unklaren Dignität erfolgte eine Panendoskopie mit umschriebener transoraler Resektion der Raumforderung. Histopathologisch konnte die Raumforderung als Schwannom klassifiziert werden.

Schlussfolgerung 25-45% der extrakraniellen Schwannome sind im Kopf-Hals Bereich lokalisiert. Schwannome sind seltene gutartige Veränderung der Zunge.  Das Auftreten als Einzelläsion unabhängig von einer Neurofibromatose erschwert zusätzlich als Rarität die Diagnosestellung. Im Bereich der Zunge ist eine Zuordnung zum N. hypoglossus oder N. lingualis nur schwer möglich.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2022