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DOI: 10.1055/s-0042-1748577
Case Report: Abnorm invasive Plazenta mit massivem intrauterinem Hämaton im 1. Trimenon
Mit steigender Zahl anamnestischer Kaiserschnitte steigt in einer Folgeschwangerschaft das Risiko für eine abnorme Invasionstiefe der Plazenta (Abnorm invasive Plazenta = AIP). Die Diagnosestellung einer AIP erfolgt, wenn überhaupt pränatal-sonografisch, meist erst im III. Trimenon. Mehrheitlich wird eine AIP erst unter der Geburt in Folge einer komplikativen Plazentarperiode, meist begleitet von postnatalen Blutungen klinisch auffällig und als solche erkannt. Das blutungs- und operationstechnisch bedingte maternale Risiko schwerer Morbidität oder Mortalität ist bei einer peripartalen Akutdiagnose am höchsten.
Eine klinisch bedrohliche Demaskierung und daraus folgende sonographische Sicherung einer AIP bereits im I. oder frühen II. Trimenon ist ein eher seltenes Ereignis.
Wir berichten über eine 28-jährige VI. Gravida mit 5 Kaiserschnitten in der Anamnese. Die Patientin war erneut schwanger und befand sich in 11+6 SSW. In Folge eines großen intrauterinen Hämatoms (Fundus / Nabel) wurde die Diagnose einer AIP durch Ultraschall- und MRT gestellt. Die Plazenta war im unteren Uterinsegment bis über den inneren Muttermund reichend lokalisiert. Der Fetus war zeitentsprechend entwickelt und vital, die Mutter kreislaufstabil aber anämisch.
Die Chancen für eine weitere Entwicklung des Kindes bis zur Lebensfähigkeit wurden als extrem gering und nicht im Verhältnis zur potenziellen vitalbedrohlichen Akutgefährdung der Mutter eingeschätzt. Es wurde eine Beendigung der Schwangerschaft angeraten. Einer vorgeschlagenen primären Hysterektomie stimmte die Patientin nicht zu. Zu einem medikamentösen Abbruch der Schwangerschaft wurde Konsens erzielt, welcher aber über mehrere Tage erfolglos blieb. Es kam im weiteren Verlauf zur Akutblutung und zur Notfallintervention mit Hysterektomie.
Die Kasuistik beschreibt Möglichkeiten der frühzeitigen Diagnosesicherungen einer AIP bereits im I. Trimenon. Es werden verschiedene planbare oder notfällige Therapieszenarien und Begleitmaßnahmen diskutiert. Es wird deutlich, dass die Diagnose mit einer hohen Morbidität verbunden ist und besondere Herausforderungen stellt an das individuelle klinische Management und besonders auch an die Compliance der Patientin.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Mai 2022
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