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DOI: 10.1055/s-0042-1748608
Das physiologische CTG – Umstellung der CTG-Interpretation in einem Perinatalzentrum
Einleitung Die aktuelle S3 Leitlinie zur vaginalen Geburt empfiehlt weiterhin die Interpretation des CTGs mittels FIGO Score. In Großbritannien und anderen europäischen Ländern kommt es diesbezüglich bereits zu einem Paradigmenwechsel. Hier ist die physiologische CTG Interpretation (PCI) als gleichwertig anerkannt. Noch mehr als der FIGO Score berücksichtigt die PCI die individuelle präpartale wie intrapartale Situation von Mutter und Kind. Dem Beispiel aus England folgend, sehen die Autoren in der physiologischen CTG Interpretation eine Möglichkeit durch ein tiefergehendes Verständnis und intensive Schulung des Personals einerseits unnötige operative Entbindungen zu vermeiden und andererseits das neonatale Outcome weiter zu verbessern.
Material und Methodik 2019 fand bereits die erst Masterclass zur PCI durch Prof. Chandraharan aus Großbritannien in Ulm statt. Im Oktober 2021 wurde diese für den gesamten deutschsprachigen Raum durch uns organisiert. Seitdem finden wöchentlich mehrfach Schulungen zum physiologischen CTG, wie auch CTG-Fallbesprechungen auf der Grundlage der PCI statt. Ab dem 01.05.2022 wird an der Unifrauenklinik Ulm auf die PCI umgestellt.
In der geplanten Studie werden das fetale Outcome, der Geburtsmodus, die Indikationsstellung für eine sekundäre Sectio und operativ vaginale Entbindung 1 Jahr vor und nach dem 01.05.2022 miteinander verglichen. Die Hypothese der Studie ist, dass sich durch ein CTG-Training die Anzahl der Azidosen und operativen Interventionen reduzieren lässt.
Ergebnisse Es wird erwartet, dass es zu einer signifikanten Reduktion der sekundären Sectiones und operativ vaginalen Geburten kommt (primäres Endziel). Gleichzeitig wird eine Verbesserung des fetalen Outcomes (gemessen am pH und APGAR-Wert) erwartet. Der Zeitraum von einem Jahr reicht aus, um auch mittlere bis kleinere Unterschiede bzgl. des primären Studienziels mit einer statistischen Sicherheit nachweisen zu können. Eine erste Auswertung unserer Daten nach einem Intensivierten 2tägigen Training zeigte bereits eine signifikante Reduktion der Mikroblutuntersuchungen bei Verbesserung des kindlichen APGAR-Wertes.
Diskussion Seit Jahrzehnten ist der Bedarf an einer besseren CTG Interpretation offensichtlich. Seit der Einführung der peripartalen Herztonüberwachung in den 70er Jahren kam es jedoch nicht zur erhofften Verbesserung des fetalen Outcomes – stattdessen stieg die Interventionsrate an. Die Autoren sind von den Vorteilen der physiologischen CTG Interpretation überzeugt und befürworten ein neues Aufleben des wissenschaftlichen Diskurses zur wissenschaftlich fundierten CTG Interpretation in Deutschland.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Mai 2022
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