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DOI: 10.1055/s-0042-1748616
Schwangerschaftsverlauf bei maternaler kongenitaler Spina bifida aperta
Einleitung Eine kongenitale Spina bifida ist eine der häufigsten angeborenen und mit dem Leben zu vereinbarenden Anomalien. In Abhängigkeit der Ausprägung des Neuralrohrdefektes lassen sich zwei Formen unterscheiden: Verläuft die Spina bifida occulta zumeist klinisch stumm, so ist eine Spina bifida aperta geprägt von diversen Komorbiditäten in Abhängigkeit vom Ausmaß der neuronalen Schädigung.
Fallbeschreibung Wir berichten über eine 31-jährige, GII PI mit kongenitaler Spina bifida aperta, Zustand nach Verschluss einer lumbosakralen Myelomeningozele. Aufgrund eines Tethered Cord Syndroms (Höhe S2) traten sekundär motorische Läsionen (Gangbildstörung) sowie sensorische Ausfälle auf. Bei neurogener Blasen- und Mastdarmentleerungsstörung Anlage einer Nierenrefluxplastik sowie Blasenaugmentation. Es erfolgt der Selbstkatheterismus via Nabel.In Zuge der ersten Schwangerschaft (2019) wurde die Patientin vorstellig (28+1 SSW) bei AZ-verschlechterung im Rahmen einer Urosepsis. Infolgedessen Entwicklung vorzeitiger zervixwirksamer Wehen mit drohender Frühgeburtlichkeit. Unter Tokolyse, Lungenreife und resistogrammgerechter Antibiose zeigten sich die klinischen und laborchemischen Pathologien regredient; die Wehen sistierten. Im Verlauf konnte die Patientin mit stabiler Zervixlänge (37 mm) entlassen werden. Am Termin erfolgte die Einleitung bei angestrebter Spontangeburt – bei pathologischem CTG Indikation zur Durchführung der sekundären Sectio caesarea in ITN.
In der laufenden Schwangerschaft (aktuell 32. SSW) kam es erneut zu rezidivierenden Harnwegsinfekten mit einmalig Entwicklung einer Pyelonephritis. Die Patientin wird in unserer Intensivschwangerenberatung sowie Urologie regelmäßig mitbetreut. Die Katheterisierungs-Intervalle wurden entsprechend der S2k-Leitlinie Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bei Frauen mit Querschnittlähmung verkürzt. Für die Dauer des letzten komplizierten Harnwegsinfektes mit Pyelonephritis erfolgte intermittierend die kontinuierliche Stomakatheterableitung.
Diskussion Eine Schwangerschaft bei kongenitaler Spina bifida geht mit einem erhöhten Risiko für maternale und fetale Komplikationen einher. In jedem Falle sind eine intensivierte Schwangerschaftsbetreuung und Geburtsplanung notwendig. In Abwägung individueller Befunde besteht bei kongenitaler Spina bifida mit Querschnittssymptomatik per se keine Indikation zur geplanten Sectio caesarea. Jene sollte aufgrund erhöhten perioperativen Risikos vermieden werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Mai 2022
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