Z Geburtshilfe Neonatol 2022; 226(S 01): S19-S20
DOI: 10.1055/s-0042-1748618
Abstracts | DGPGM

Management einer akuten peripartalen kardialen Dekompensation in Koinzidenz eines Schilddrüsenkarzinoms sowie Autoimmunthyreoiditis bei einer jungen Schwangeren

E Langer
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
I Kühnert
2   Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum, Leipzig, Deutschland
,
A Hagendorff
3   Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinikum, Leipzig, Deutschland
,
S Eifert
4   Herzzentrum Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Rate an kardial vorbelasteten Frauen, die schwanger werden, ist stetig zunehmend. In Abhängigkeit von der Schwere besteht die Gefahr einer kardialen Dekompenstion peripartal. Darüber hinaus gibt es das Krankheitsbild der Peripartalen Kardiomyopathie (PPCM), die klinisch als dilatative Kardiomyopathie imponiert. Die Koinzidenz mit einer Autoimmunerkrankung z.B. endokrinen Neoplasien (MEN) wird diskutiert.

Fallbeschreibung Wir berichten über eine 24-jährige schwangere Patientin mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM, NYHA IV) und Mitralklappeninsuffizienz (Grad III), die sich in der 28 + 3 SSW fulminant verschlechterte (LVEF 20%). Es bestand eine kardiale Vorerkrankung (kombiniertes Aortenvitium mit leichtgradiger Aortenstenose bei angeborener bikuspidaler Klappe). Es wurde aufgrund der sich verschlechternden mütterlichen Situation elektiv per Re-Sectio (mit Tubensterilisation) ein Mädchen (Apgar 6/8/8, 1120g, pH 7,23) entwickelt. Direkt nach der Kindsentwicklung kam es intra partum zu Kammerflimmern mit nachfolgender Asystolie. Die Patientin konnte intraoperationem im kardiogenem Schock erfolgreich reanimiert werden. Drei Monate postpartal wurde als Zufallsbefund eine Raumforderung der Schilddrüse festgestellt. Es lag ein papilläres Schilddrüsenkarzinom vor. Im Anschluss wurde eine totale Thyreoidektomie mit anschließender Neck-dissection sowie orale Radiojodtherapie (Jod131oral) durchgeführt.

Schlussfolgerung Kardiologische Erkrankungen in der Schwangerschaft erfordern eine maximale interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Anästhesiologie, Kardiologie und Geburtshilfe. Herzkranke Frauen sollen präkonzeptionell eine interdisziplinäre Beratung erhalten. Die PPCM ist selten und wird oft nicht als solche erkannt. Als Pathophysiologie werden immunologische, endokrine und virale Mechanismen diskutiert. Die Prognose ist schlecht und die Therapie erfolgt symptomatisch entsprechend der dilatativen Kardiomyopathie.



Publication History

Article published online:
11 May 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany