Z Geburtshilfe Neonatol 2022; 226(S 01): S21
DOI: 10.1055/s-0042-1748622
Abstracts | DGPGM

Erfolgreiche Prolongation der Schwangerschaft bei ursprünglich dichorialer-diamnialer Geminigravidität mit Abortus completus des führenden Geminus

G Kirov
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1 am Jung Stilling Krankenhaus Siegen
,
U Hennig
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1 am Jung Stilling Krankenhaus Siegen
,
S E Alsat-Krenz
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1 am Jung Stilling Krankenhaus Siegen
,
F Dede
1   Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1 am Jung Stilling Krankenhaus Siegen
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Einleitung Mehrlingsschwangerschaften zählen zu den Risikoschwangerschaften (assoziierte Risiken sind Frühgeburtlichkeit, intrauterine Wachstumsrestriktion, vorzeitiges Versterben eines Embryos).

In der Frühschwangerschaft spricht man beim Versterben eines Kindes vom s.g. „vanishing twin syndrome“ (VTS). Es tritt bei 36 % der Zwillings- und bei der Hälfte der höhergradigen Schwangerschaften auf. Anschließend kann es zur Resorption, einem leeren Fruchtsack oder einem fetus papyraceus kommen. Klinisch kann dieser Prozess durch eine Blutung ex utero begleitet werden. Seltener sind die Fälle, in denen der verstorbene Embryo als Abort abgeht und die Schwangerschaft weiter als Einlingsgravidität fortgeführt wird.

Fallbeschreibung 38-jährige G5/P1 in der 17 + 1 SSW. Z.n. Frühgeburt in der 26. SSW, Z. n. 3 Frühaborten. Stat. Aufnahme mit Cervixinsuffizienz bei Geminigravidität mit VTS des führenden Geminus. Am Folgetag: vorz. Blasensprung und Abortus completus des führenden Geminus. Erfolgreiche Prolongation der Schwangerschaft unter engmaschiger Kontrolle der Infektparameter, regelmäßigen Abstrich-Kontrollen und intermittierenden antibiotischen Therapien (Unacid und Cefuroxim). Induktion der Lungenreife mittels 2 x 12 mg Celastan i.m. innerhalb von 24 Std. in der 22 + 6 SSW und in der 27+6 SSW. Not-Sectio caesarea in der 28 + 0 SSW wegen vorzeitigem Blasensprung und vorzeitiger Plazentalösung. Kindliche Daten: Junge, 965 g schwer, Länge 37,0 cm, KU 30,0 cm. Apgar: 8/9/9, NA-pH 7,31, BE -4,8. Die histol. Untersuchung der Plazenta ergab eine floride Amnionitis neben wenigen Infarkten.

Postnatale Betreuung durch die Neonatologen: nach insgesamt 16 Wochen, konnte das Kind in stabilem Zustand ohne Hirnblutung oder Hinweise auf Entwicklungsverzögerungen aus der Kinderklinik entlassen werden.

Diskussion Erfolgreiche Prolongation der Schwangerschaft unter engmaschiger Kontrolle der Infektparameter, regelmäßigen Abstrich-Kontrollen und intermittierenden antibiotischen Therapien in enger Zusammenarbeit von Pränatalmediziner, Geburtsmediziner und Neonatologen.

Der Fall zeigt, dass in der Betreuung kein verlässlicher Marker für den optimalen Entbindungszeitpunkt erkennbar war. Mittels früher Lungenreife, engmaschiger Überwachung und interdisziplinären Entscheidungen konnte die Schwangerschaft um 11 Wochen prolongiert werden und wurde mittels Notsectio aufgrund einer Plazentalösung beendet. Histologisch zeigte sich eine floride Chorionamnionitis, bei unauffälligem maternalem und fetalem Labor [1] [2] [3] [4] [5].



Publication History

Article published online:
11 May 2022

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  • Literatur

  • 1 AWMF LL 015-087 S24 Überwachung und Betreuung von Zwillingsschwangerschaften. von Kaisenberg CS*, Klaritsch P*, Ochsenbein-Kölble N, Hodel M, Nothacker M, Hecher K. (*geteilte Erstautorenschaft)
  • 2 Perinatale Probleme von Mehrlingen, Dtsch Arztebl Int 2010; 107: 663–8 DOI: 10.3238/arztebl.2010.0663
  • 3 ACOG Practice Bulletin No. 144: Multifetal gestations: twin, triplet, and higher-order multifetal pregnancies PMID: 24785876 DOI: 10.1097/01.AOG.0000446856.51061.3e
  • 4 H J Landy, S Weiner, S L Corson, F R Batzer, R J Bolognese, The "vanishing twin": ultrasonographic assessment of fetal disappearance in the first trimester PMID: 3524235 DOI: 10.1016/0002-9378(86)90068-2
  • 5 Sun L, Jiang LX, Chen HZ. Obstetric outcome of vanishing twins syndrome: a systematic review and meta-analysis. Arch Gynecol Obstet 2017; 295: 559-567 PMID: 28097444 DOI: 10.1007/s00404-017-4289-9.