Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e12
DOI: 10.1055/s-0042-1749694
Abstracts | MGFG

Bauchwandendometriose nach Sectio caesarea

Authors

  • M Kaiser

  • L Kaltofen

 

Untersucht wurden retrospektiv alle Fälle mit der ICD-10-Nummer N80.6 („Endometriose in Hautnarbe“) in der Aufnahme- oder Behandlungsdiagnose, welche sich in den Jahren 2015 bis 2021 einer operativen Therapie in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Chemnitz gGmbH unterzogen haben.

Von den 28 herausgefilterten Fällen konnte in 3 Fällen die Verdachtsdiagnose nicht bestätigt werden (Atherom, histomorphologisch unauffälliger Befund, knotige Fibrose).

In 25 Fällen, bei denen histologisch eine Narbenendometriose gesichert werden konnte, war vorausgehend eine Sectio caesarea erfolgt.

Das mittlere Alter der Patientinnen betrug 33,9 Jahre (23 bis 45 Jahre).

Bei 14 Frauen war einmalig eine Sectio caesarea erfolgt, bei 8 Frauen waren 2 Sectiones erfolgt, bei 2 Frauen 3 Sectiones und bei 1 Patientin 4 Sectiones.

Der zeitliche Abstand zwischen Sectio caesarea und Therapie der Narbenendometriose bei Z.n. einmaliger Sectio caesarea betrug im Durchschnitt 5,6 Jahre (3 bis 13 Jahre). Wenn mehrfach Kaiserschnitte erfolgt waren, betrug der mittlere Abstand zur ersten Sectio caesarea im Schnitt 11,1 Jahre (4 bis 21 Jahre) und zur letzten Sectio caesarea 4,4 Jahre (1 bis 11 Jahre).

In 84% der Fälle wurde in der Aufnahmeuntersuchung eine tastbare Raumforderung vermerkt. Bei 2 Patientinnen erfolgte die Entfernung der Endometriose im Rahmen einer Re-Sectio caesarea, wobei es sich einmal um einen präoperativ vermuteten Endometrioseherd handelte und einmal um einen intraoperativen Zufallsbefund. Bis auf die zwei Schwangeren gaben alle Frauen rezidivierende Schmerzen an (92 %), 13 Frauen beschrieben eine Zyklusabhängigkeit (52 %).

Nur in einem Fall wurden mehrere Narbenendometrioseherde beschrieben, bei allen anderen Frauen handelte es sich um einen solitären Herd.

Bei 52% war der Endometrioseherd im subkutanen Fettgewebe lokalisiert, bei 28% war subkutanes Fettgewebe unter Mitbeteiligung der Faszie betroffen, in 12% reichte der Endometrioseherd von subkutan bis präperitoneal. In einem Fall wurde eine Manifestation im subkutanen Fettgewebe bis in die Haut und beschrieben, in einem Fall betraf der Endometrioseherd das präperitoneale Gewebe und die Faszie.

Nur bei einer Frau war eine Endometriose an anderer Lokalisation bekannt. Die Patientin hatte sich etwa 6 Monate zuvor einer vaginalen Hysterektomie unterzogen und dabei war eine Adenomyosis uteri diagnostiziert worden.

Fazit Die Sectio caesarea scheint einen besonderen Risikofaktor für die Entwicklung einer Narbenendometriose darzustellen.

Bei der Diagnosestellung wegweisend ist eine Raumforderung in örtlicher Nähe zu einer Sectionarbe, welche rezidivierende, häufig zyklusabhängige Schmerzen verursacht.

Zwischen Sectio caesarea und Diagnose einer Narbenendometriose liegen meist mehrere Jahre.

Das subkutane Fettgewebe erscheint prädisponiert für die Ausbildung einer Narbenendometriose.

Eine Narbenendometriose scheint unabhängig von einer Endometriose anderer Lokalisation aufzutreten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022

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