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DOI: 10.1055/s-0042-1749703
Aktuelle Ergebnisse des HPV-Schulimpfprojektes in Sachsen
Hintergrund HPV-Impfquoten in Deutschland sind niedrig und nicht zufriedenstellend. Nur 12,3% der 11jährigen Mädchen sind vollständig geimpft [1]. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass Schulimpfprogramme ein niederschwelliger Ansatz zur Erhöhung der Impfquoten sein können. Das HPV-Schulimpfprojekt Sachsen hat zum Ziel, die Impfrate bei 9- bis 14-Jährigen durch schulbasiertes Impfen zu erhöhen. In vorliegender Studie wurde das Projekt im Zeitraum des Schuljahres 2020/21 evaluiert. Zusätzlich zum Impfangebot in der Schule soll in einem Fragenbogen u.a. die Einstellung der Eltern zum (schulbasierten) Impfen, ihre Vorkenntnisse zu HPV und ihre Impfbereitschaft untersucht werden.
Methodik An 8 Schulen in Sachsen wurden die Eltern der Klassen 4 und 5 im Rahmen des Elternabends über HPV, das Schulimpfprojekt und die begleitende Studie informiert. Die HPV-Impfung wurde unabhängig zur Studienteilnahme angeboten und an der Schule durchgeführt. Gardasil9 wurde gemäß Impfschema verwendet. Die Zahl der geimpften Kinder wurde dokumentiert, die Impfquoten wurden berechnet. Es erfolgte die Auswertung des Fragebogens und eine Vergleichsanalyse des Studienkollektivs.
Ergebnisse Im Rahmen des HPV-Schulimpfprojektes wurden im Schuljahr 2020/21 insgesamt 512 Schüler:innen zwischen 9 und 11 Jahren in 21 Klassen aufgesucht. Inkludiert der Vorimpfungsrate (m=4,9%, w= 8,8 %) hatten nach Abschluss des Projektes 41% der Kinder (m=38%, w=44,2%) mindesten eine HPV-Impfung erhalten, 35,1% der Kinder (m=32,3%, w=38,1%) verfügten über eine abgeschlossene Impfserie. An der Befragung nahmen 241 Eltern teil. Die Möglichkeit der Impfung in der Schule wurde von 87,1% positiv eingeschätzt, 73,9% wünschen sich mehr Information zum Impfen an den Schulen. Bei 20,7% der Eltern hatte das Projekt Einfluss auf die Impfbereitschaft, insbesondere bei Eltern von Jungen. 42,7% der Befragten gaben wenig Vorwissen an. In der Vergleichsanalyse zeigte sich, dass die Eltern von Jungen ihre Einstellung zur HPV-Impfung häufiger änderten als die Eltern von Mädchen.
Diskussion Im Rahmen des HPV-Schulimpfprojektes konnten die Impfquoten gegenüber den RKI-Impfsurveillance-Daten deutlich gesteigert werden. Zwischen Jungen und Mädchen konnten nahezu gleich hohe Impfraten erreicht werden. Es wurde gezeigt, dass ein Großteil der Elternschaft schulbasiertes Impfen begrüßt und der Wunsch nach mehr Informationen besteht. Die Studie zeigt, dass schulbasiertes Impfen ein niederschwelliges Angebot bietet, welches laufende Präventionsstrategien ergänzen kann. Die Beobachtungen der Studie können modellhaft für weitere Schulimpfprojekte in Betracht gezogen werden. Langfristiges Ziel bleibt die flächendeckende Etablierung von Schulimpfprogrammen zur Erhöhung der HPV-Impfraten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Rieck T, Feig M, Wichmann O. et al. Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 2020; 32/33: 9-27