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DOI: 10.1055/s-0042-1749733
Fetale Arrhythmien: Pränatale Differentialdiagnostik und seltene Ursachen
Authors
Fetale Arrhythmien werden bei ca. 1–2% aller Schwangerschaften beobachtet. Prinzipiell werden drei verschiedene Formen dabei unterschieden: Extrasystolen, Bradyarrhythmien und Tachyarrhythmien. Das fetale Herz weist eine begrenzte Pumpreserve auf. Daher führen signifikante Veränderungen der fetalen Herzfrequenz rasch zu einer Abnahme des Herzzeitvolumens, einer gestörten diastolischen Füllung und zur venösen Stauung. Das Vorliegen eines Vitium cordis trägt häufig zusätzlich zur Destabilisierung der hämodynamischen Situation bei. Anhaltende Arrhythmien können zur Entwicklung eines Hydrops fetalis und zum intrauterinen Fruchttod fuhren. Die Ursachen sind vielfältig und können neben fetalen auch durch maternale Einflussfaktoren bedingt sein.
Fallvorstellung Wir berichten über eine 28 Jahre, 2. Gravida, 1 Para in der 30+6 SSW, die wegen fetaler Arrhythmie vorgestellt wurde. Anamnestisch gibt es als Besonderheit über eine Narkolepsie mit Kataplexie seit dem 20. Lebensjahr zu berichten. Hierzu wurden Pitolisant, Quetiapin, Mirtazapin, Modafinil (in Schwangerschaft pausiert) eingenommen.
Bei Aufnahme konnte keine kontinuierliche fetale Herzfrequenz-Aufzeichnung im CTG erfolgen. Dopplersonographisch und fetal echokardiographisch zeigte sich eine intermittierende supraventrikuläre 2:1 Extrasystolie. Das Aufnahmelabor aus Blutbild, CRP und Gerinnung, Antikörpers-Suchtest, TORCH-Serologie sowie Autoantikörperdiagnostik waren unauffällig.
Im Verlauf kam es zu Übelkeit und Erbrechen. Am Folgetag gab die Patientin plötzlich Luftnot und Palpitationen bei einer mat. Tachykardie bis ca. 170 bpm an. Es erfolgte die internistische Vorstellung zur Diagnostik. Im EKG fand sich eine Schmalkomplextachykardie als AV-Knoten-Re-Entry-Tachykardie mit ST-Streckensenkung sowie in der BGA eine Hypokaliämie mit 2,3 mmol/l. Es erfolgte die Kaliumsubstitution i.v. Im Verlauf normalisierte sich das Kalium im Plasma und die CTG-Kontrollen konnten eine kontinuierliche, rhythmische fetale Herzfrequenz ableiten. Nephrologisch wurde der Verdacht auf eine renal-tubuläre Azidose Typ 1 mit hypokaliämischer periodischer Paralyse geäußert.
Schlussfolgerung Neben typischen fetalen und maternalen Ursachen von fetalen Arrhythmien sollten bei unklaren pränatalen Befunden differentialdiagnostisch auch seltene Erkrankungen ausgeschlossenen und wiederum anamnestische Erkrankungen nicht zwingend als gesicherte Diagnosen angenommen werden.
Publication History
Article published online:
10 June 2022
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Georg Thieme Verlag
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