Rofo 2022; 194(S 01): S7
DOI: 10.1055/s-0042-1749772
Abstract
Vortrag (Wissenschaft)
Bildverarbeitung/ IT/ Software

Onlinereferenzsysteme in der Neuroonkologie: teures Lesevergnügen oder objektive Hilfestellung?

Authors

  • R Kullmann

    1   Johannes-Wesling-Klinikum, Minden
  • R J Kröger

    2   Universitätsinstitut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Johannes Wesling Klinikum Minden, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland, Minden
  • C Mönninghoff

    2   Universitätsinstitut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Johannes Wesling Klinikum Minden, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland, Minden
  • M Roggel

    2   Universitätsinstitut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Johannes Wesling Klinikum Minden, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland, Minden
  • J Borggrefe

    2   Universitätsinstitut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Johannes Wesling Klinikum Minden, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland, Minden
 

Zielsetzung Aufgrund von Arbeitsverdichtung und schnellerer Verfügbarkeit von Informationen besteht ein Trend zur Nutzung von Onlinereferenzsystemen (ORS) als fachliche Nachschlagewerke, wie z.B. Radiopaedia oder Statdx. Bisher existiert jedoch keine Evidenz, ob ORS die diagnostische Performance von Radiologen verbessern. Untersucht wurde, ob das ORS Statdx bei schwierigen neuroonkologischen Fällen eine objektive Verbesserung der Diagnostik ermöglicht.

Material und Methoden Drei Radiologen mit unterschiedlicher Berufserfahrung und neuroradiologischer Expertise (5, 12 und 16 Jahre) werteten unter Zeitnahme verblindet 46 Tumorboardfälle (40 Malignome mit 35 verschiedenen Entitäten und 6 tumefaktive Läsionen) aus. Reader 2 nutzte das ORS langjährig, Reader 1 und 3 nutzten es erstmalig nach einem Training. Verglichen wurden die Rate an korrekten Diagnosen (CD) und Differentialdiagnosen (CDD), der Zeitaufwand und die subjektive Sicherheit (5-Punkte-Likert-Skala) jeweils ohne und unter (+) Nutzung des ORS.

Ergebnisse Die Leistung unterschied sich mit dem Erfahrungsgrad. Das ORS führte jeweils zu einer geringen, jedoch nicht signifikanten Verbesserung der Performance (Reader 1: CD 30%, CD+ 34%, CDD 48%, CDD+ 56%; Reader 2: CD 54%, CD+ 59%, CDD 78%, CDD+ 89%; Reader 3: CD 45%, CD+ 45%, CDD 59%, CDD+ 56%). Die subjektive Sicherheit nahm mit der Verwendung des ORS signifikant zu (Likert 4,0 ± SD 1,0 vs. 3,6 ± SD 1,0; p=0,001). Die Befundungszeit nahm von durchschnittlich 92s auf 323s zu (p<0.0001).

Schlußfolgerungen Die Nutzung des ORS während der Befundung führte zu einer signifikanten Zunahme der subjektiven Sicherheit, jedoch zu einer allenfalls geringen Verbesserung der objektiven Leistung. Die Befundungsleistung und -zeit war höher bei längerer Berufs- und Nutzungserfahrung des ORS. Differenziertere Suchkriterien oder ein kontextbezogener Bildabruf könnten perspektivisch zu einer objektiven Verbesserung der radiologischen Performance führen.



Publication History

Article published online:
29 August 2022

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