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DOI: 10.1055/s-0042-1754023
Sensitivität und Spezifität der Integrated Palliative Care Outcome Scale als Screening auf Bedarf an spezialisierter Palliativversorgung bei onkologischen Patient*innen: preliminary results
Authors
Hintergrund Das u.a. auch im Rahmen von Zertifizierungen in der Onkologie geforderte Screening auf Bedarf an spezialisierter Palliativmedizin (SPV) ist aktuell in Praxis und Forschung ein relevantes Thema mit hoher Dynamik. Die Integrated Palliative Care Outcome Scale (IPOS) ist eines der dafür vorgesehenen Assessments. Ziel der Studie ScreeningPall ist es u.a., das Screening auf SPV-Bedarf mittels des IPOS zu validieren.
Methode In einer Querschnittsstudie am Universitätsklinikum Freiburg beantworten onkologische Patient*innen, die eine geringe Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Kontrolle oder Heilung der Tumorerkrankung haben, u.a. den IPOS. Unabhängig davon beurteilt ein palliativmedizinischer Dienst (PMD) mittels Anamnese und Fallbesprechung den SPV-Bedarf (Referenzstandard). Statistisch wird geprüft, inwieweit das Urteil des PMDs mit den Kriterien für eine „komplexe Problemlage im IPOS" (2 Werte von 4 oder 3 Werte ≥3) übereinstimmt (Sensitivität, Spezifität).
Ergebnisse Wir berichten vorläufige Ergebnisse zu 72 Patient*innen (stationäre Radioonkologie). Für 28 der 72 Patient*innen (39%) hat der PMD einen SPV-Bedarf festgestellt.
Patient*innen, die den IPOS bearbeiten (n=66): Der IPOS identifiziert bei 20 von 23 Patient*innen (87%), bei denen der PMD SPV-Bedarf feststellt, ebenfalls SPV-Bedarf (Sensitivität). Von den Patient*innen, bei denen der PMD keine SPV-Bedarf sieht, werden 15 von 43 (35 %) falsch positiv über den IPOS klassifiziert (Spezifität = 65 %).
Patient*innen, die den IPOS aufgrund kognitiver und / oder körperlicher Einschränkung nicht bearbeiten (n=6): Bei 5 von 6 (83%) dieser Patient*innen wird vom PMD SPV-Bedarf festgestellt.
Bei Kombination der Kriterien „komplexe Problemlage im IPOS“ und „Nicht-Bearbeitung IPOS“ als „Red Flags“, werden insgesamt 25 von 28 der Patient*innen, bei den der PMD SPV-Bedarf sieht, korrekt identifiziert (89 %).
Schlussfolgerung Die Aussagekraft ist durch die geringe Fallzahl noch eingeschränkt. Dennoch ist festzustellen: Der IPOS eignet sich zur Identifikation von Patient*innen mit SPV-Bedarf. Die Nutzung von patient-reported Outcome Measures wird jedoch immer auch nicht SPV-relevante Belastungen (z.B. temporäre Symptome, Nebenwirkungen) abbilden und so zu „Falsch Positiven“ führen, was eine zusätzliche Beurteilung des SPV-Bedarf durch Behandler*innen notwendig macht. Durch eine elektronische Erfassung und Auswertung kann die Implementierung und Nutzung des IPOS als Screening trotz relativ komplexer Auswertung forciert werden.
Publication History
Article published online:
31 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany