Z Gastroenterol 2022; 60(08): e607
DOI: 10.1055/s-0042-1755019
Abstracts | DGVS/DGAV
Ultraschall und Endosonografie
Sonographie und Elastographie
Freitag, 16. September 2022, 08:00 – 09:20, Saal 6

Das hepatozelluläre Karzinom ohne arterielles Hyperenhancement (APHE) in der Kontrastmittelsonographie (CEUS) – eine Herausforderung für die nicht-invasive Diagnostik

D Strobel
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
D Jesper
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
A Agaimy
2   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
B Schellhaas
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Bei Vorliegen eines typischen Kontrastmittelmusters von arteriellem Hyperenhancement (APHE) mit nachfolgendem milden, spät (> 60 Sekunden) beginnendem Washout (WO) ist eine nicht-invasive Diagnose des hepatozellulären Karzinoms (HCC) in zirrhotischer Leber möglich. Mehrere Studien belegen, dass für die Kontrastmittelsonographie (CEUS) das APHE das Schlüsselkriterium in der HCC-Diagnostik darstellt, während das Kontrastmittel-Washout auch fehlen kann. Zudem ist die Einschätzung von Intensität und Beginn des Washouts stark untersucherabhängig. Obwohl das APHE als Hauptkriterium in der HCC-Bildgebung gilt, fehlt es bei einer Subgruppe von HCCs.

Ziele Die vorliegende Arbeit sollte untersuchen, welche Charakteristika von HCCs mit fehlendem APHE in der Kontrastmittelsonographie einhergehen könnten.

Methodik Dargestellt wird eine Subanalyse der publizierten prospektiven DEGUM-CEUS-HCC-Multizenter-Studie. HCC-Risikopatienten mit fokaler Leberläsion im B-Bild-Ultraschall wurden prospektiv mittels CEUS untersucht. Anamnese, Laborbefunde, B-Bild-Ultraschall- und CEUS-Befunde sowie Histologie wurden in anonymisierter Form über Online-Datenmasken erfasst. Für die vorliegende Subanalyse erfolgte ein direkter Vergleich der Patienten- und Tumorcharakteristika für HCCs mit und ohne APHE.

Ergebnisse 316 Hochrisikopatienten mit HCC wurden eingeschlossen (76,9% Leberzirrhose). APHE fand sich bei 271 der 316 HCCs (85,8%); in 230 Fällen (72,8%) fand sich APHE mit nachfolgendem Washout. Fehlendes APHE war assoziiert mit Pfortaderthrombose, Tumorinfiltration der Lebergefäße, großer Tumorgröße und multilokulärem Befall. Hinsichtlich der histologischen Differenzierung fand sich kein Unterschied zwischen HCCs mit und ohne APHE.

Schlussfolgerungen Dies ist die erste prospektive multizentrische Studie, die in einem Real-Life-Setting histologisch gesicherte HCCs mit und ohne APHE in der Kontrastmittelsonographie direkt vergleicht. Der Untersucher sollte sich im Klaren darüber sein, dass das CEUS-Schlüsselkriterium des APHE insbesondere bei HCCs mit Pfortaderthrombose oder Makroinfiltration der Lebergefäße fehlen kann. Mit der Entwicklung neuer HCC-Medikamente wird der Stellenwert der Biopsie im klinischen Alltag weiter zunehmen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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