Z Gastroenterol 2022; 60(08): e644-e645
DOI: 10.1055/s-0042-1755103
Abstracts | DGVS/DGAV
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Versorgungsforschung: Von COVID19 bis ambulante Versorgung
Freitag, 16. September 2022, 17:15 – 18:35, Saal 8

Kosten potenziell ambulant erbringbarer endoskopischer Leistungen in Fällen mit 1-Tages- Verweildauer gegenüber einer längeren Verweildauer

M Rathmayer
1   inspiring-health GmbH, München, Deutschland
,
W Heinlein
,
T Wagner
1   inspiring-health GmbH, München, Deutschland
,
MM Lerch
2   Klinikum der Ludwigs-Maximilian-Universität München, München, Deutschland
,
F Lammert
3   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
M Dollhopf
4   München Klinik gGmbH, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Neuperlach und Harlaching, München, Deutschland
,
C Haag
5   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik, Dresden, Deutschland
,
S Gölder
6   Ostalb-Klinikum Aalen, Innere Medizin I, Aalen, Deutschland
,
A Kandulski
7   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
M Schad
8   Kemperhof Klinik Koblenz, Innere Medizin I, Koblenz, Deutschland
,
A Schmidt
5   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik, Dresden, Deutschland
,
F Gundling
9   Klinikum Bamberg, Medizinische Klinik II, Bamberg, Deutschland
,
M Wilke
1   inspiring-health GmbH, München, Deutschland
,
J Albert
10   Robert-Bosch-Krankenhaus, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Stuttgart, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Ausweitung ambulanter Leistungen auf Behandlungen, die bisher stationär erbracht wurden, ist ein erklärtes Ziel der Gesundheitspolitik. Wir überprüften die Hypothese, ob endoskopische Leistungen bei Fällen mit einem Tag Verweildauer (VWD) vergleichbar teuer sind wie Fälle mit einer längeren VWD.

Methodik In der Abrechnungssystematik der deutschen Krankenhäuser (G-DRG-System) sind endoskopische Leistungen in der Kostenstellengruppe 8 gesondert ausgewiesen. Zunächst erfolgte eine Auswahl der Leistungsgruppen aus dem DGVS-Leistungskatalog, die klinisch rechtfertigbar für die ambulante Leistungserbringung geeignet sind. Tagesfälle mit genau einer solchen endoskopischen Leistung wurden mit Fällen mit VWD>1 Tag hinsichtlich ihres PCCL-Werts und ihrer mittleren Kosten verglichen, wenn mehr als 20 Fälle auswertbar waren. Als Basis für die Kostenaufstellung dienten die Daten des DGVS-DRG-Projekts mit §21-KHEntgG-Kostendaten von insgesamt 51 Krankenhäusern aus dem Jahr 2019. Mittlere Kosten wurden als gleich angesehen, wenn kein signifikanter Unterschied im Wilcoxon-Test bestand. Indirekte Kosten durch Patientenaufnahme, Labor oder Nachüberwachung (Aufwachraum) wurden dabei nicht berücksichtigt.

Ergebnisse Insgesamt wurden 107.711 Fälle mit genau einer endoskopischen Leistung identifiziert, davon 67.420 Fälle mit einer gastroenterologisch-endoskopischen (GAEN) Leistung. Nach Streichung von Fällen ohne Kosten verblieben 60.284 Fälle in der Stichprobe. In 33 von 43 Leistungsgruppen zeigten sich statistisch gleiche Kosten. In vier Gruppen war der Kostenunterschied nicht relevant (<10% bei Koloskopie und ÖGD, jeweils mit Biopsieentnahme, bei ÖGD mit Dilatation und bei ERCP mit Stenteinlage). Kostenunterschiede>10% bestanden lediglich bei der ÖGD mit Varizentherapie, mit Einlage einer selbstexpandierenden Prothese, mit Fremdkörperentfernung, der nicht-aufwändigen ERCP, der EUS oberer GIT mit Feinnadelaspirationszytologie und der Rekto-/Sigmoidoskopie.

Schlussfolgerungen Gastroenterologisch-endoskopische Leistungen bei Tagesfällen sind überwiegend gleich teuer wie bei Patienten mit einer Verweildauer von mehr als einem Tag. Für die Vergütung zukünftig ambulant zu erbringender Leistungen, die bisher stationär erbracht wurden, muss dies berücksichtigt werden. Es ist zu prüfen, ob eine Vergütung für laut zukünftigem AOP-Katalog zu ambulantisierende Leistungen auf Basis von seit vielen Jahren kalkulierten Kostendaten des DRG-Systems nicht besser geeignet ist als die derzeitige für die ambulant erbrachten Endoskopien bestehende Vergütung.

Tab. 1 Leistungen mit Kostenunterschied.

Leistungsgruppe

#KH

#Fälle

Mittelwert VWD=1

Mittelwert VWD>1

Differenz

p-Wert

Relativer Unterschied

ÖGD mit einfacher Biopsie (1-5) bzw. Entfernung Gastrostomiekatheter

51

12350

249 €

232 €

-17 €

0,0001

-7%

ÖGD mit Varizentherapie, einfach (nur 1 Therapieverfahren/Elektiveingriff)

44

826

382 €

426 €

44 €

0,0001

12%

ÖGD mit Bougierung/Dilatation

48

1158

450 €

485 €

35 €

0,0106

8%

ÖGD mit 1 selbstexpandierender Prothese

27

87

1.597 €

1.245 €

-352 €

0,0095

-22%

ÖGD mit Fremdkörperentfernung ODER Entfernung von Clips durch elektrische Desintegration

46

529

359 €

415 €

56 €

0,0137

16%

ERCP diagnostisch bzw. mit wenig aufwendigen Zusatzleistungen

47

823

512 €

581 €

69 €

0,0001

13%

ERCP mit 1 nicht-selbstexpand. Prothese (Kunststoff) Galle/Pankreas Mit Papillotomie

48

1597

874 €

936 €

62 €

0,0024

7%

EUS oberer GIT mit Feinnadelaspirationszytologie ODER Implantation von Bestrahlungsmarkern

40

384

573 €

653 €

80 €

0,0001

14%

Rekto-/Sigmoidoskopie mit Stufenbiopsie

27

79

485 €

313 €

-172 €

0,0193

-35%

Koloskopie partielle/totale/Ileokoloskopie mit einfacher Biopsie (1-5)

51

1824

391 €

368 €

-23 €

0,0063

-6%



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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