Osteologie 2022; 31(03): 207-208
DOI: 10.1055/s-0042-1755864
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Ist Osteokalzin, sezerniert von Osteoblasten, als Produkt des Knochens, ein Hormon für den Insulin/Glukose/Energiestoffwechsel, für Muskel- und Fettzellen, für Testes und für das ZNS?

Authors

  • Klaus Abendroth

    1   Praxis, Jena
  • Ben Abendroth

    2   Praxis für Rheumatologie & Osteologie, Jena
  • Jakob Hösel

    3   Friedrich Schiller Universität Jena, Jena
 

Einleitung Osteokalzin (OCN), das nichtkollagene GLA-Protein der Knochenmatrix, wird in reifen Osteoblasten (OB) unter Einfluss von D-Hormon gebildet, z.T. durch Vitamin K2-Stimulus carboxyliert. In der neu gebildeten Kollagenmatrix des Knochens wird das carboxylierte OCN zusammen mit Ca-Apatit-Kristallen gebunden. Beim Bone-Remodelling wird durch den sauren pH der Osteoklasten dieses OCN decarboxyliert und wie das nichtcarboxylierte OCN aus den Osteoblasten in das Blut abgegeben. Sowohl dem nicht- als auch dem de-carboxylierten OCN (=uncOCN) werden hormonelle Wirkungen (intrazellulär vermittelt über GPRC6a- bzw.158- Rezeptoren) zugeordnet. Karsenty (1996) beschreibt aus Mäusestudien als hormonelle Endorgane des uncOCN Bauchspeicheldrüse, Leber, Fettzellen, Muskeln, männliche Gonaden und Gehirn, mit den zu regulierende Funktionen der Körper- und Knochenmasse, Adipositas, Glukose- und Energiestoffwechsel, männliche Fruchtbarkeit, Gehirnentwicklung und Kognition. Einen kategorischen Kontrapunkt setzte Manolagas 2020 mit „Osteocalcin promotes bone mineralization but is not a hormone!”. Die Idee, dass OCN ein endokrines Hormon mit pleiotroper Wirkungen ist, war und ist Anlass für zahlreiche Studien am Menschen über die Beziehung zwischen OCN und Diabetes oder Fettleibigkeit.

Methode 1) Durchsicht der Literatur von 2010 bis 2021; speziell klinische Studien mit Bezug zum Hormon-Aspekt des OCN beim Menschen. 2) Verlaufsbeobachtungen von OCN und uncOCN bei Progressiver Diaphysärer Dysplasie (Camurati-Engelmann-Syndrom) mit einen chronischen High Bone Turnover unter einer Vitamin K2-D3 Supplementierung.

Ergebnisse Zu 1) Klinische Studien zeigen Beziehungen zwischen OCN- und dem Energie-Metabolismus mit Pankreas, Leber, Adipositas, Muskelaktivität und neuronaler Regulation. Zu 2) Initial fanden sich erhöhte Werte für OCN (+2,6-fach der oberen Norm) und für uncOCN (+12,4-fach), die nach 12 Monaten Substitution mit Vitamin D3 und K2 deutlich gesenkt wurden (OCN auf+1,6-fach; uncOCN auf+2,4-fach).

Diskussion Die klinischen Aspekte aus der analysierten Literatur zeigen eine Beziehung der pleiotropen extraossären Wirkungen von OCN bzw. uncOCN, doch die Frage des Osteokalzin-Hormons ist daraus nicht sicher beweisbar.

Korrespondenzadresse Klaus Abendroth, Praxis, Drevesstr. 6, 07749 Jena, Deutschland, E-Mail: klaus.abendroth@t-online.de



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Article published online:
08 September 2022

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