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DOI: 10.1055/s-0042-1755871
Heterotope Ossifikationen des Schultergelenks nach Langzeitbeatmung bei COVID-19
Authors
Einleitung Bereits während der SARS-COV-1-Pandemie konnten neben pulmonologischen, kardiologischen und neurologischen Komplikationen auch Beschwerden dokumentiert werden, die das muskuloskelettale System (MS) betreffen, wie Myalgien, Muskelschwäche und heterotope Ossifikationen (HO). Auch im Zuge der aktuellen SARS-COV-2-Pandemie sind bereits HO beschrieben worden [1]. Wir berichten über einen jungen Patienten, der während der SARS-COV-2-Pandemie auf der Intensivstation langzeitbeatmet wurde und im Verlauf starke Schulterschmerzen angab.
Methode Im Rahmen der COVID-Pandemie stellte sich bei bekannter SARS-COV-2-Infektion ein 33-jähriger Patient mit akuter Dyspnoe und seit Tagen progredientem Husten in unserer Notaufnahme vor. Bei Aufnahme hatte der Patient eine periphere Sauerstoffsättigung von 70%. Im Low-Dose-Thorax-Computertomogramm (CTLD) fanden sich bipulmonal COVID-typische interstitielle Infiltrate. Der Patient wurde auf die Intensivstation verlegt und intubiert. Eine intermittierende Bauchlagerung verbesserte die Beatmungsdrücke. Bei wiederholt steigenden Entzündungswerten erfolgten während der 2,5 Monate andauernden Hospitalisierung antimykotische und antibiotische Therapien. Nach zwei Monaten äußerte der Patient rechtsseitig starke Schulterschmerzen. Die Schulter wurde geröntgt und die Bilder wurden mit dem bei Aufnahme durchgeführten CTLD verglichen.
Ergebnisse Das Röntgenbild zeigte als Korrelat für die Schmerzen ausgedehnte periartikuläre Verkalkungen (Abb. 1). Im Vergleich mit dem CTLD stelle sich heraus, dass die Verkalkungen bei Aufnahme nicht vorbestanden hatten. Die Blutwerte zeigten einen Normwert für Calcium und eine erhöhte Alkalische Phosphatase mit Werten bis zu 600 U/l (Norm 40-130 U/l).
Diskussion Die o.g. Effekte der SARS-Co-Viren auf das MS sind wenig erforscht. Das Angiotensin-Converter-Enzyme 2 und ein weiteres Enzym, das TMPRSS2, spielen eine Rolle bei der Aufnahme und Vermehrung der Viren in Pneumozyten. Die Expression dieser Enzyme in Zellen des MS ist daher Teil der aktuellen Forschung zur Beurteilung unmittelbarer Effekte der Viren auf das MS. Im Zuge inflammatorischer Prozesse werden Interleukine ausgeschüttet, die u.a. Einfluss auf Progenitorzellen des MS haben und somit bei einer COVID-Infektion indirekte Effekte verursachen. Da HO bisher nicht nur bei Patienten mit einer COVID-Infektion beobachtet wurden, sondern auch bei langzeitbeatmeten Patienten und nach Traumata der Neuroaxis, sind zudem die Auswirkungen wechselnder Sauerstoffpartialdrücke und pH-Werte im Gewebe sowie die Effekte der Immobilisation Teil der Forschung im Hinblick auf Ossifikationen, Zellproliferation und -nekrose.
Keywords COVID-19, heterotope Ossifikationen, Langzeitbeatmung, muskuloskelettales System, Pneumonie


Korrespondenzadresse Anna Simon, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie / Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Heide, Esmarchstrasse 50, 25746 Heide, Deutschland, E-Mail: Dr.annasimon@web.de
Publication History
Article published online:
08 September 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Dahmen A, Roukens R, Lindenberg S, Peters KM. Heterotope Ossifikationen nach Langzeitbeatmung bei COVID-19. Osteol 2012; 30: 182-186
