Suchttherapie 2022; 23(S 01): S4
DOI: 10.1055/s-0042-1755948
Abstracts
S01: Beiträge aus der Versorgungsforschung

Take-Home Naloxon für Opioidabhängige

T Kuhlmann
1   Psychosomatische Klinik Bergisch Gladbach, Bergisch Gladbach
,
N Wodarz
2   Klinik u. Poliklinik f. Psychiatrie, Psychosomatik u. Psychotherapie d. Universität am Bezirksklinikum Regensburg, Regensburg
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Einleitung Die Zahl der Drogentoten verharrt auf hohem Niveau, bei mind. 2/3 der Drogentoten wurden Opioide als todesursächlich identifiziert. Oft sind bei Überdosierungen potentielle Helfer anwesend, meist selber Konsumenten. Um Menschenleben retten zu können, sollten diejenigen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem Drogennotfall in der Nähe sind, in die Lage versetzt werden, effizient zu helfen. Neben dem Erkennen eines Drogennotfalls sind auch Fertigkeiten zu geeigneten Hilfemaßnahmen bis zum Eintreffen der Rettungsdienste notwendig. Zusätzlich kann der Einsatz eines spezifischen Antidots lebensrettend sein. Dazu eignet sich besonders ein seit 2018 zugelassenes Naloxon-Nasenspray. Wichtig ist hierfür aber die Kenntnis des richtigen Einsatzes, sowie des Umgangs mit eventuellen Nebenwirkungen, wie z.B. Entzugssymptomen oder der begrenzten Wirkdauer, insbesondere im Vergleich zu lang-wirksamen Opioiden. Dies lässt sich gut in einen praktisch und leicht erinnerbaren Ablaufplan für Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Opioidüberdosierungen und somit in die Notfallschulungen für Opioidabhängige integrieren.

Material und Methodik Das bayerische Take-Home Naloxon (THN) Modellprojekt evaluiert, unter welchen Bedingungen THN medizinisch sicher, effektiv und rechtssicher als fester Bestandteil der Drogenhilfe umgesetzt werden kann. Dazu erfolgte eine an die Zielgruppe der Opioidabhängigen didaktisch angepasste Drogennotfallschulung, inkl. Take-Home Naloxon. Darüber hinaus wurden Einsätze des THN durch Opioidabhängige ausführlich dokumentiert. Geplant war der Einschluss von 450 Opioidabhängigen aus unterschiedlichen Zielgruppen (z.B. Szene, Substituierte, Inhaftierte)

Ergebnisse Das Modellprojekt wurde von 2018-2021 in 5 Modellregionen Bayerns durchgeführt, es konnten schließlich über 550 Opioidabhängige eingeschlossen werden. Es konnten im Beobachtungszeitraum 101 THN-Einsätze dokumentiert werden. Weitere relevante Ergebnisse und Folgerungen werden vorgestellt.

Zusammenfassung Die Bedeutung der im Modellprojekt gewonnenen Erkenntnisse wird diskutiert, insbesondere im Hinblick darauf, was für zielführende Drogennotfallschulungen und entsprechende Rahmenbedingungen essentiell erscheint.



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Article published online:
30 August 2022

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