Suchttherapie 2022; 23(S 01): S7
DOI: 10.1055/s-0042-1755957
Abstracts
S04: Prävention und Therapie medienbezogener Störungen im Kindes- und Jugendalter – Von den Konzepten zur klinischen Prüfung

Neuronale Korrelate emotionaler Dysregulation bei adoleszenten Patienten mit Gaming Disorder – eine längsschnittliche fMRT-Studie

K Paschke
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
R Thomasius
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
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Einleitung Die problematische Nutzung digitaler Spiele ist ein zunehmendes Phänomen, insbesondere bei Jugendlichen und im Rahmen der COVID-19-Pandemie. Ein besseres Verständnis der neuen ICD-11-Diagnose Gaming Disorder (GD) ist dringend erforderlich. Bildgebende Studien berichten von Veränderungen in der kognitiven Kontrolle, in affektiven und motorischen Regionen bei betroffenen Jugendlichen. Zugleich zeigen sie Defizite in der selbst eingeschätzten Emotionsregulation. Ziel der Studie war es, die neuronalen Korrelate der emotionalen Dysregulation bei Jugendlichen mit GD und neuronale Veränderungen unter Therapie erstmals zu untersuchen.

Material und Methodik In einer funktionellen Magnetresonanztomographie-Studie wurden bislang 20 stationäre und ambulante Patienten mit GD und 20 Gleichaltrige ohne GD (im Alter von 13-17 Jahren) zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von 12 Wochen untersucht. Innerhalb des Intervalls erhielten die Patienten eine psychotherapeutische/ psychiatrische Behandlung. Zur Messung der Emotionsregulationsfähigkeiten wurde das etablierte Cognitive-Reappraisal-Paradigm angewendet.

Ergebnisse Erste Zwischenanalysen ergaben Aktivierungsunterschiede zwischen Patienten mit GD und Kontrollen im präfrontalen Kortex – einer Hirnregion, die mit der Top-down-Emotionsregulation zusammenhängt. Diese Unterschiede waren nach 12 Wochen Therapie nicht mehr vorhanden, dafür zeigten sich Unterscheide in subkortikalen Arealen des Belohnungszentrums.

Zusammenfassung Jugendliche mit GD scheinen bei der Bewältigung negativer Emotionen einen höheren kognitiven Aufwand zu benötigen, der durch eine Therapie beeinflussbar sein könnte. Die Datenerhebung wird im Juni 2022 abgeschlossen sein. Die finalen Studienergebnisse werden damit erstmalig der wissenschaftlichen Diskussion zugänglich gemacht werden.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

Georg Thieme Verlag
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