Suchttherapie 2022; 23(S 01): S15-S16
DOI: 10.1055/s-0042-1755981
Abstracts
S10: Achtsamkeit und Sucht in Kindheit und Jugend: ausgewählte Befunde aus dem Forschungsverbund IMAC-Mind (BMBF)

Ergebnisse eines achtsamkeitsbasierten Gruppentherapieprogramms zur Behandlung von Jugendlichen mit Abhängigkeitserkrankungen (IMAC-Mind Teilprojekt 7)

T Legenbauer
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
C Baldus
2   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
L Mokros
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
L Kretzschmar
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
A Schulz
2   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
R Herdering
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
C Huhn
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
L Kaffke
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
S Schiller
2   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
A Daubmann
3   Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
A Zapf
3   Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
M Holtmann
1   LWL Universitätsklinikum Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
N Arnaud
2   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
R Thomasius
2   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
› Author Affiliations
 

Einleitung Trotz stetiger Weiterentwicklungen therapeutischer Angebote sind Rückfallquoten nach stationärer suchtspezifischer Behandlung im Jugendalter hoch. Achtsamkeitsbasierte Programme erscheinen vielversprechend, um über meditationsbasierte Techniken den Umgang mit Craving und internalen Auslösern zu verbessern und damit Rückfallquoten zu optimieren. Bislang fehlen aber Studien für jugendliche Populationen. Die vorliegende explorative randomisiert-kontrollierte Studie untersucht (initiale) Wirksamkeit und Akzeptanz eines achtsamkeitsbasierten Gruppentherapieansatzes im stationären jugendpsychiatrischen Setting.

Material und Methodik Im Rahmen der vom BMBF geförderten Pilotstudie (01GL1745G), wurden 84 Patient:innen nach Abschluss des qualifizierten Entzugs entweder dem Treatment-as-usual (TAU; multimodale, jugendpsychiatrische Suchtbehandlung; n = 42) oder der MIND IT! Bedingung (TAU + achtsamkeitsbasierte 12-stündige Gruppenbehandlung; n = 42) zugewiesen. Achtsamkeit und Selbstregulation wurden über Selbstbericht und neuropsychologische Testbatterie Prä-Post und nach 6 Monaten erfasst.

Ergebnisse Die Mind it! Gruppe wurde über die Gruppenstunden hinweg im Durchschnitt insgesamt gut bewertet.Die durchschnittliche Teilnahme lag bei 6 Sitzungen. Die Dropoutquote war höher in der Mind it! Bedingung (16 vs. 7). Alle Patient:innen profierten vom stationären Setting und konnten den Cannabiskonsum signifikant auch 6 Monate nach Therapieende reduzieren. Allerdings zeigte sich kein spezifischer Gruppeneffekt bzgl. der konsumbezogenen Variablen. Im Craving findet sich zum Postzeitpunkt eine Überlegenheit in der Mind it! Gruppe, welche aber nicht im Follow-up erhalten bleibt. Im Kontrast dazu scheint die Mind it Gruppe die Selbstregulation (v.a. Urgency und Emotionsregulation) positiv auch längerfristig zu beeinflussen.

Zusammenfassung Die Pilotstudie zeigt Stärken und Schwächen des Designs auf. Das Achtsamkeitskonzept kann auch im stationären Setting zur Behandlung jugendlicher Suchterkrankter angewendet werden. Dabei ist eine Modifikation der Anzahl der Gruppensitzungen zu diskutieren und ggf. ein zusätzlicher Fokus auf Achtsamkeitsübungen in Form von Hausaufgaben zu legen, um die Wirksamkeit des Programms zu verstärken. Es gibt Hinweise auf eine Wirksamkeit v.a. im Bereich der Selbstregulation. Das Konsumverhalten 6 Monate nach stationärer Behandlung ist gruppenunabhängig verbessert und unterstreicht die Wirksamkeit aktueller suchttherapeutischer Behandlungskonzepte.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

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