Suchttherapie 2022; 23(S 01): S16-S17
DOI: 10.1055/s-0042-1755983
Abstracts
S11: Internetnutzungsstörung bei Kindern und Jugendlichen

Belastungen in Familien von Jugendlichen mit problematischer Internetnutzung

I Brandhorst
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
K Petersen
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
S Hanke
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
A Batra
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
G Barth
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
,
T Renner
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
› Author Affiliations
 

Einleitung Internetnutzungsstörungen bei jungen Menschen betreffen nicht nur sie selbst, sondern auch das familiäre System, in dem sie leben. Verschiedene Forschungs- und Übersichtsarbeiten zeigen, dass Eltern auf die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Veränderung einer Symptomatik Einfluss nehmen können. Einzelne heterogene Befunde weisen außerdem darauf hin, dass Eltern von einer Symptomatik des Kindes belastet sein könnten und erhöhte Symptome von Stress, Angst und Depression aufweisen. Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel zu überprüfen, ob eine Belastung der Eltern und des Familiensystems mit einer problematischen Internet- oder Computerspielnutzung von Jugendlichen zusammenhängt.

Material und Methodik In den Jahren 2020 und 2021 nahmen 217 Eltern (79% Mütter) an einer anonymen Onlinebefragung teil, die bei ihren Jugendlichen oder jungen Erwachsenen eine problematische Internetnutzung wahrnahmen. Befragt wurden die Eltern zu Symptomen einer Internetnutzungsstörung (Eltern-CIUS) oder Computerspielstörung (PIGDS) ihrer Kinder, sowie zum eigenen Stresserleben, der Lebensqualität, der Familienfunktionalität, der Eltern-Kind-Beziehung und der Familienkommunikation.

Ergebnisse Es zeigten sich unter anderem negative Zusammenhänge zwischen der von den Eltern eingeschätzten Symptombelastung der Kinder und der Lebensqualität der Eltern, der Familienfunktionalität, sowie der Häufigkeit positiver Familienkommunikation. Außerdem ergaben sich positive Zusammenhänge zwischen der Symptombelastung der Kinder und der Belastung der Eltern, sowie der Häufigkeit von Streitgesprächen und Konflikten. Das medienbezogene Erziehungsverhalten zeigte keinen Zusammenhang zu Symptomen einer Internetnutzungsstörungen und lediglich einen schwachen Zusammenhang zu Symptomen einer Computerspielstörung.

Zusammenfassung Die Studie weist darauf hin, dass Eltern, die das Internetnutzungsverhalten ihrer Kinder als problematisch einschätzen, Belastungen aufweisen und Defizite im familiären System wahrnehmen. Eltern sollten daher bei Behandlungsangeboten berücksichtigt werden. Möglichkeiten zur Integration von Eltern in den Behandlungsprozess werden diskutiert.



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Article published online:
30 August 2022

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