Suchttherapie 2022; 23(S 01): S18
DOI: 10.1055/s-0042-1755987
Abstracts
S12: Symposium der dg sps-Stipendiatinnen und -Stipendiaten

Pornografie-Nutzungsstörung: Prävalenz und Versorgungssituation

S Golder
1   Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
C Markert
1   Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
2   Bender Institute of Neuroimaging, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
3   Center of Mind, Brain and Behavior, Philipps-Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen, Marburg und Gießen
,
F Storz
1   Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
B Walter
1   Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
3   Center of Mind, Brain and Behavior, Philipps-Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen, Marburg und Gießen
,
R Stark
1   Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
2   Bender Institute of Neuroimaging, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
3   Center of Mind, Brain and Behavior, Philipps-Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen, Marburg und Gießen
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Prävalenz der Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) liegt bei Männern zwischen 4.4 % und 11 % sowie bei Frauen zwischen 1.2 % und 3.1 % (Grubbs et al., 2020). Erst die ICD-11 ermöglicht eine spezifische Diagnostik der Symptomatik, sodass es bislang, trotz klinisch relevanter Prävalenzraten, wenig Kenntnisse über die Versorgungssituation und das Therapieinteresse Betroffener gibt.

Material und Methodik In einer Befragungen wurde die Prävalenz der PNS sowie das Interesse an einer spezifischen Therapie der PNS in der Allgemeinbevölkerung (N = 2070; Studie 1) erfasst. Zudem wurden Befragungen von psychiatrischen sowie psychosomatischen Kliniken (N = 28; Studie 2), von Patient:innen in Suchtkliniken (N = 106; Studie 3) und ambulant tätigen Psychotherapeut:innen (N = 788; Studie 4) durchgeführt, um die Versorgungssituation zu erfassen.

Ergebnisse Die Punkt-Prävalenz der PNS betrug bei Männern 8.3 % und bei Frauen 1.3 %. Interesse an einer spezifischen Therapie äußerten 51.2 % der männlichen und 64.3 % der weiblichen Betroffenen. Lediglich zwei der 28 befragten Kliniken boten ein spezielles Behandlungsangebot. Unter den befragten Patient:innen der Suchtkliniken wiesen zwei eine PNS auf. 2021 wiesen 1.2 % der ambulant behandelten Patient:innen PNS-Symptome auf. Ein Großteil der Psychotherapeut:innen (58,7 %, Studie 4; 64.3 %, Studie 3) schätzten ihre Kenntnisse zur Behandlung der PNS als schlecht oder sehr schlecht ein.

Zusammenfassung Insgesamt weisen das große Interesse an einer Therapie, die geringe Rate von PNS-Patient:innen in ambulanter und stationärer Behandlung sowie der geringe Kenntnisstand der Behandler:innen auf mangelnde Behandlungsangebote hin. Dies zeigt, dass es einen großen Bedarf an Behandlungsforschung und Etablierung von störungsspezifischem Wissen gibt.



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Article published online:
30 August 2022

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