Suchttherapie 2022; 23(S 01): S20-S21
DOI: 10.1055/s-0042-1755995
Abstracts
S14: Neuere epidemiologische Daten zum Glücksspielverhalten der Bevölkerung

Glücksspiel-Survey Deutschland: Teilnahme- und Problemprävalenzen

S Buth
1   Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD-Hamburg), Hamburg
,
G Meyer
2   Universität Bremen, Bremen
,
J Kalke
1   Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD-Hamburg), Hamburg
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Einleitung Glücksspiele sind für die meisten Menschen ein harmloses Freizeitvergnügen. Bei manchen Personen entwickeln sich jedoch mit der Zeit glücksspielbezogene Probleme, bis hin zur Sucht. Gleichzeitig handelt es sich bei dem Spielen um Geld um ein milliardenschweres Business. Entsprechend kontrovers wird in der Fachöffentlichkeit über die Wirksamkeit und Angemessenheit von Maßnahmen des Jugend- und Spielerschutzes diskutiert. Für diese Diskussion eine empirische Grundlage zu schaffen, ist ein wesentliches Ziel des Glücksspielsurveys 2021.

Material und Methodik Die Datenerhebung erfolgte in Form eines Mixed-Mode-Design (CATI: Festnetz- und Mobiltelefonnutzer*innen & CAWI: Online-Access-Panelist*innen). Zwischen dem 03.08.2021 und dem 16.10.2021 sind insgesamt 12.303 Personen zwischen 16 und 70 Jahren befragt worden (CATI: 7.501; CAWI: 4.802). Die Gewichtung erfolgte nach soziodemografischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Schulabschluss) sowie der Erhebungsart (2/3 telefonisch; 1/3 online). Glücksspielbezogene Probleme der erwachsenen Bevölkerung (18-70 Jahre) wurden auf Basis des DSM-5 erhoben.

Ergebnisse 29,7% der Bevölkerung haben in den letzten 12 Monaten mindestens ein Glücksspiel um Geld gespielt (Männer: 34,7%; Frauen: 24,5%). Jede fünfte Person nahm in den letzten 12 Monaten zumindest einmal am Zahlenlotto teil (19,3%; Eurojackpot: 10,7%). Insgesamt 6,8% spielten riskante Glücksspielformen (Automatenspiel, Kasinospiele, Sportwetten).

2,3% der 18- bis 70-Jährigen sind – bezogen auf die zurückliegenden 12 Monate – von einer „Störung durch Glücksspielen“ (DSM-5) betroffen (leichte Störung 1,1%, mittelschwere Störung: 0,7% schwere Störung: 0,5%). Bei 5,7% der Befragten ist zudem von einem riskanten Spielverhalten (1-3 erfüllte DSM-5-Kriterien) auszugehen. Die höchsten Anteilswerte einer glücksspielbezogenen Störung finden sich unter den Spieler*innen an Geldspielautomaten (33,4%), gefolgt von Spieler*innen an Glücksspielautomaten in Spielbanken (31,5%) und den Live-Sportwetter*innen (29,7%). Deutlich geringer sind die zugehörigen Prävalenzwerte bei den klassischen Lotterien.

Zusammenfassung Die Ergebnisse des Glücksspielsurveys 2021 verweisen auf das unterschiedliche Gefährdungspotential der einzelnen Glücksspielformen. Bei der Gestaltung und Etablierung von Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen sollte dies dahingehend Berücksichtigung finden, dass Präventionskonzepte für die riskanten Glücksspiele eher restriktiv gestaltet und verhältnispräventiv ausgerichtet werden.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

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