Suchttherapie 2022; 23(S 01): S30-S31
DOI: 10.1055/s-0042-1756027
Abstracts
S22: Unterschiedliche Perspektiven auf die Kauf-Shopping-Störung

Gibt es einen Zusammenhang zwischen moralischen und shoppingspezifischen Entscheidungen, materieller Werteorientierung und Kauf-Shopping-Störung?

A Müller
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
E Georgiadou
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg
,
A Birlin
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M N Laskowski
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
3   Ruhr-Universität Bochum; Bochum
,
T Hillemacher
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg
,
M de Zwaan
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M Brand
4   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
S Steins-Löber
5   Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Kauf-Shopping-Störung (KShS) ist verbunden mit einer hohen materiellen Werteorientierung und dem exzessiven Erwerb von Konsumgütern. Eine Subgruppe von Personen mit KShS entwickelt sozial nicht akzeptierte oder betrügerische Verhaltensweisen, um trotz finanzieller Probleme weiter konsumieren zu können. Der Beitrag beschäftigt sich mit den möglichen Zusammenhängen von sozial nicht akzeptierten, ego-orientierten shoppingspezifischen Entscheidungen mit materieller Werteorientierung, Symptomen von KShS und genereller moralischer Entscheidungsfindung.

Material und Methodik In einer qualitativen Studie wurde basierend auf Interviews mit 14 Patient:innen mit KShS zunächst ein Set shoppingspezifischer Konfliktszenarien entwickelt. Diese wurden in einer darauffolgenden quantitativen Studie im Rahmen eines Online-Survey mit 274 Personen genutzt. Die Teilnehmer:innen wurden gebeten, die shoppingspezifischen Konfliktszenarien sowie standardisierte alltagsnahe moralische Dilemmata zu bearbeiten und außerdem die Material Values Scale und den Pathological Buying Screener zu beantworten. Anhand moderierter hierarchischer Regressionsmodelle wurden potentielle Zusammenhänge zwischen den Variablen untersucht.

Ergebnisse Ein höheres Ausmaß sozial nicht akzeptierter, ego-orientierter shoppingspezifischer Entscheidungen war assoziiert mit einer höheren materiellen Werteorientierung und mehr Symptomen von KShS, nicht jedoch mit genereller egoistischer oder altruistischer moralischer Entscheidungsfindung. Allerdings zeigte sich ein moderierender Effekt eines egoistischen moralischen Entscheidungsstils auf den Zusammenhang zwischen KShS-Symptomen und sozial nicht akzeptierten, ego-orientierten shoppingspezifischen Entscheidungen.

Zusammenfassung Obgleich die Resultate nicht für einen direkten Zusammenhang zwischen moralischem und shoppingspezifischem Entscheidungsverhalten sprechen, scheint ein egoistischer moralischer Entscheidungsstil den Zusammenhang zwischen KShS-Symptomen und sozial nicht akzeptierten, ego-orientierten shoppingspezifischen Entscheidungen zu verstärken. Angesichts möglicher klinischer Implikationen sollte dieser Befund in einer größeren Stichprobe von Patient:innen mit KShS überprüft werden.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

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