Suchttherapie 2022; 23(S 01): S36
DOI: 10.1055/s-0042-1756042
Abstracts
S26: Einflussfaktoren auf Glücksspielbezogene Störungen und ihren Verlauf

Klassifizierung von jungen Glücksspielern basierend auf Motiven für das Spielen. Entwicklung und Validierung des Klassifikationsmodels

P Sleczka
1   Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin
,
L Schwarzkopf
2   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
L Kraus
2   IFT Institut für Therapieforschung, München
› Author Affiliations
 

Einleitung Glücksspielmotive stellen einen wichtigen Faktor in der funktionalen Analyse des problematischen Glücksspielens dar. Die vorliegende Studie untersucht die Möglichkeit, junge, männliche Glücksspieler anhand ihrer Spielmotive zu klassifizieren und validiert diese Klassifikation intern durch Vergleich der identifizierten Gruppen.

Material und Methodik Aus einer Kohortenstudie (n=2.681) wurden n=170 häufig oder problematisch glücksspielende junge Männer aus Bayern im Durchschnittsalter von 22,3 Jahren (SD=2,5) rekrutiert. Die Glücksspielmotive wurden mit 10 Items aus fünf Bereichen erfasst: Spaß, Selbstaufwertung, Emotionsbewältigung sowie soziale und finanzielle Motive. Ausgehend von den Selbstangaben zur Motivlage wurde eine Latente Klassenanalyse (LCA) gerechnet. Die zu den jeweiligen Klassen zugehörigen Personen wurden zu Beginn und zum zwei Jahres-Follow-up hinsichtlich Einstellung zum Glücksspiel, Impulsivität, Glücksspielverhaltens und erfüllten Kriterien für eine Glücksspielstörung (GD) verglichen.

Ergebnisse Die Analysen ergaben eine Vier-Klassen-Lösung basierend auf den angegebenen Motiven: „primär spaßmotivierte Glücksspieler" (n=100, 58,8 %), die hauptsächlich zum Spaß spielten; „finanziell- und selbstaufwertungsorientierte Glücksspieler" (n=19, 11,2 %) mit einem hohen Risiko für GD bei Studienbeginn; „Nervenkitzel suchende Glücksspieler" (n=42, 24,7 %) mit hoher Impulsivität; und „polymotivierte Bewältigungsspieler" (n=9, 5,3 %) mit einem höheren Risiko für GD als die „primär spaßmotivierten Glücksspieler“ in der Erstbefragung und dem Follow-up.

Zusammenfassung Die festgestellten Gruppenunterschiede unterstützen die Gültigkeit der Klassifizierung. „Nervenkitzel suchende Glücksspieler" und „polymotivierte Bewältigungsspieler" und entsprechen den von Blaszczynski und Nower (2002) beschriebenen impulsiven bzw. emotional-verletzlichen Pfaden. Die beiden anderen Gruppen scheinen Subtypen des konditionierten Typs (ebd.) zu sein. Die motivationsbasierte Klassifizierung bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Identifizierung von Personen mit einem erhöhten Risiko für Glücksspielprobleme und zur frühzeitigen Therapieplanung.



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Article published online:
30 August 2022

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