Suchttherapie 2022; 23(S 01): S36
DOI: 10.1055/s-0042-1756043
Abstracts
S26: Einflussfaktoren auf Glücksspielbezogene Störungen und ihren Verlauf

Personen mit Glücksspielproblemen in der ambulanten Suchthilfe – Einflussfaktoren auf Glücksspielverhalten und Problemschwere

P Wullinger
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
A Bickl
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
J Loy
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
L Schwarzkopf
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
L Kraus
1   IFT Institut für Therapieforschung, München
› Author Affiliations
 

Einleitung Über den Verlauf von Glücksspielproblemen im ambulanten Betreuungssetting und damit zusammenhängenden Einflussfaktoren liegen nur wenige Erkenntnisse vor. Um diese Wissenslücke zu schließen, untersucht diese unkontrollierte Kohortenstudie a) wie sich Glücksspielproblematik und Spielverhalten der hilfesuchenden Klienten*innen über einen Zeitraum von 3 Jahren entwickeln und b) inwieweit das Vorliegen eines Migrationshintergrunds bzw. psychischer Komorbidität diesen Verlauf beeinflusst.

Material und Methodik Basierend auf generalisierten Schätzgleichungen (engl. GEEs) wurden längsschnittliche Veränderungen hinsichtlich relevanter glücksspielbezogener Parameter (Problemschwere, Spielhäufigkeit, Spielintensität) bei 145 Personen, die ambulante Suchthilfeeinrichtungen aufgrund von Glücksspielproblemen aufgesucht haben, ausgewertet. Unterschiedliche Verläufe bei Hilfesuchenden mit und ohne Migrationshintergrund bzw. mit und ohne psychischer Komorbidität wurden über zusätzliche Interaktionsterme analysiert.

Ergebnisse Die untersuchten glücksspielbezogenen Parameter verbesserten sich im Beobachtungszeitraum in der Studienpopulation signifikant, wobei die stärkste Verbesserung zwischen Baseline-Erhebung und erstem Follow-up beobachtet wurde. Personen mit Migrationshintergrund profitierten hierbei weniger stark als Personen ohne Migrationshintergrund. Zudem verbesserte sich die Problemschwere bei Teilnehmenden mit Angststörung in geringerem Ausmaß als bei Teilnehmenden ohne Angststörung. Hinsichtlich vorliegender affektiver Störungen zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede.

Zusammenfassung Die Inanspruchnahme ambulanter Betreuungsangebote geht offensichtlich mit einer vorteilhaften Entwicklung von Glücksspielproblematik und Glücksspielverhalten einher, wobei der positive „Effekt“ über mindestens drei Jahre anhält. Ein Migrationshintergrund bzw. das Vorliegen von Angststörungen schwächen diesen positiven Verlauf signifikant ab. Daher sollten die Inhalte der ambulanten Betreuung von Menschen mit Glücksspielproblematik gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Klientel abgestimmt werden.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany