Suchttherapie 2022; 23(S 01): S38
DOI: 10.1055/s-0042-1756049
Abstracts
S27: How many cravings: Neue Erkenntnisse zu Craving und Cue-Reactivity bei suchtartigen Verhaltensweisen

Neurale Mechanismen von Cue Reactivity bei Verhaltenssüchten und Alkohol-Nutzungsstörung

K Büsche
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
M Brand
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
S Antons
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
› Institutsangaben
 

Einleitung Sowohl bei Substanzabhängigkeit als auch bei Verhaltenssüchten wurde die Relevanz von suchtrelevanten Reizen, welche häufig das Verlangen das Verhalten auszuführen triggern, sowohl in experimentellen, als auch in bildgebenden Arbeiten herausgestellt. Veränderungen in der neuralen Reaktion während der Wahrnehmung von suchtrelevanten Reizen (Cue Reactivity) konnten mit dem Störungsverlauf in Zusammenhang gebracht werden. Noch unklar ist, inwiefern die neuralen Mechanismen von Cue Reactivity zwischen verschiedenen Suchtstörungen vergleichbar sind. Um der Frage nachzugehen, inwiefern neurale Mechanismen von Cue Reactivity störungsspezifisch oder störungsübergreifend auftreten, werden verschiedene nicht-substanzbezogene Störungsbilder wie die Computerspielstörung und Glücksspielstörung, sowie die Pornographie-Nutzungsstörung als aktuell diskutiertes suchtartiges Verhalten und Alkohol-Nutzungsstörung als substanzbezogene Störung miteinander verglichen.

Material und Methodik In einer systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Web of Science und Scopus wurden Studien identifiziert, die Cue Reactivity in ProbandInnen mit Computerspielstörung, Glücksspielstörung, Pornographie-Nutzungsstörung oder Alkohol-Nutzungsstörung mittels fMRT erhoben, und hinsichtlich der neuralen Korrelaten von Cue Reactivity miteinander verglichen haben. Dabei wird der Fokus auf die Unterscheidung von störungsspezifischen und störungsübergreifenden Aktivierungsmustern gelegt.

Ergebnisse Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es neben störungsspezifischen Aktivierungsmustern auch einige Überschneidungen in den durch Cue Reactivity aktivierten Netzwerken der verschiedenen Suchtstörungen gibt. Insbesondere Areale des Belohnungsnetzwerkes wie beispielsweise der anteriore cinguläre Cortex (ACC) und das ventrale Striatum sind davon betroffen.

Zusammenfassung Die Ergebnisse zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der neuralen Korrelate von Cue Reactivity in Computerspielstörung, Glücksspielstörung, Pornographie-Nutzungsstörung sowie Alkohol-Nutzungsstörung auf. Studien, die direkt die neuralen Korrelate von Cue Reactivity über verschiedene Suchtstörungen hinweg eruieren, fehlen bislang weitestgehend. Systematische Arbeiten, die störungsübergreifende und störungsspezifische Mechanismen identifizieren, sind für ein Verständnis der Kernmechanismen von Suchterkrankungen notwendig, und können weiterführend für zukünftige Behandlungsansätze sein.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. August 2022

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