Suchttherapie 2022; 23(S 01): S38-S39
DOI: 10.1055/s-0042-1756050
Abstracts
S28: Spezifische Zielgruppen und Stigmatisierung

Abstinenzzuversicht, Behandlungsbereitschaft und Selbststigmatisierung bei Menschen mit Suchterkrankungen

U Buchner
1   Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin
,
P Sleczka
1   Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung Abstinenzzuversicht als ein Aspekt der generellen Selbstwirksamkeitserwartung bezieht sich darauf, dass die subjektive Erwartung besteht, mit Hilfe eigener Kompetenzen potenzielle Rückfallsituationen ohne erneuten Konsum bewältigen zu können. Hiermit hängt auch die Bereitschaft zur Behandlungsaufnahme zusammen; beide Konzepte sind für die Sicherstellung eines langfristigen Therapieerfolgs wesentlich. Beides kann durch Selbststigmatisierung beeinflusst werden, eine möglich Folge öffentlicher Stigmatisierung: Komponenten, die der Erkrankung zugeschrieben werden, werden von Betroffenen auf sich bezogen und verinnerlicht. Diese Studie befasst sich daher mit dem Einfluss von Selbststigmatisierung, genereller Selbstwirksamkeit und Behandlungsbereitschaft auf die Abstinenzzuversicht von Menschen mit Suchterkrankungen in ambulanten oder stationären Settings.

Material und Methodik Fragebogenerhebung bei Personen mit Suchtproblemen (ambulante/stationäre Behandlung); die Datenerhebung ist noch nicht abgeschlossen, bisher n=88 Personen (19% weiblich; Durchschnittsalter 37,4 Jahre). Erfassung soziodemographischer Daten sowie Self Stigma in Alcohol Dependence Scale, Allgemeine Selbstwirksamkeits¬skala, TCU Behandlungsmotivationsskalen und Kurzfrage¬bogen zur Abstinenzzuversicht.

Ergebnisse Die Beziehung zwischen den Konstrukten wird mit einem Strukturgleichungs¬model untersucht; die Modelinvarianz wird in Abhängigkeit des Einrichtungstyps analysiert. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Selbststigmatisierung mit Behandlungsbereitschaft sowie mit Abstinenzzuversicht negativ korreliert und zudem einen signifikanten Prädiktor für das Ausmaß der Abstinenzzuversicht darstellt.

Zusammenfassung Die vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Selbststigmatisierung künftig stärker bei der Behandlung von Suchterkrankungen berücksichtigt werden sollte, da dieser Faktor wesentliche Auswirkungen auf Behandlungs¬bereitschaft und Abstinenzzuversicht hat. Im Vorfeld von Suchterkrankungen sollte die Stigmatisierung der Erkrankung an sich sowie der betroffenen Personen aufgegriffen und auf gesellschaftlicher Ebene mit geeigneten Maßnahmen angegangen werden.



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Article published online:
30 August 2022

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