Suchttherapie 2022; 23(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0042-1756054
Abstracts
S29: Einsatz qualitativer Methoden – innovative Wege in der Suchtforschung

Über den Nutzen von Hilfen der Sucht- und Drogenhilfe für ältere Opiatkonsument:innen aus Adressat:innen- und Fachkräfteperspektive

I Arendt
1   Freie Universität Bozen, Bozen, Italien
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Einleitung Ältere Opiatkonsument:innen werden in Deutschland in der Regel im Rahmen einer Substitutionsbehandlung unterstützt, die von psychosozialen Beratungsangeboten begleitet wird. Gesundheitszustand und Lebenssituation von älteren Opioidkonsument:innen können in vielen Fällen als belastet beschrieben werden, unter anderem aufgrund des jahrelangen Substanzkonsums und dessen Begleitumständen. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Opioidkonsument:innen von Angeboten der Sucht- und Drogenhilfe profitieren können und häufig eine Verbesserung ihrer Lebenssituation und ihres psychosozialen Wohlbefindens erreichen. Allerdings verbleiben Opioidkonsument:innen oft über viele Jahre und sogar Jahrzehnte in den professionellen Unterstützungssystemen. Die Perspektive der Opiatkonsument:innen wird bei der Erforschung ihrer professionellen Unterstützung allerdings selten berücksichtigt, obwohl sie aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen im Suchthilfesystem als „Expert:innen aus Erfahrung“ gelten können.

Material und Methodik In der Promotionsstudie wird der subjektzentrierte Forschungsansatz der Adressat:innen- und Nutzer:innenforschung eingesetzt, um den Fokus von einer wohlfahrtsstaatlich geprägten und „expertokratischen“ Perspektive auf die Sichtweise der Adressat:innen selbst zu verlagern. Im Rahmen des Promotionsprojekts werden sowohl Opioidkonsument:innen als auch Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die in Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe arbeiten, als Expert:innen adressiert und in qualitativen Interviews zu ihren Erfahrungen in der Langzeitbehandlung befragt. Dies ermöglicht wertvolle Einblicke hinsichtlich des Nutzens und möglicher Gebrauchswerte der Hilfen für ältere Opiatkonsument:innen und ihre Lebensführung als auch auf professionelle Handlungsweisen und professionsbezogene Spezifika einer Sozialen Arbeit in Sucht- und Drogenhilfe bei der langjährigen Unterstützung älterer Opiatkonsument:innen.

Ergebnisse Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich ältere Opioidkonsument:innen in der Hilfe- und Versorgungslandschaft gut auskennen und viele Nutzer:innen die Hilfen kompetent in Anspruch nehmen. Aber gerade jene Nutzer:innen, die ihren Hilfebedarf nicht artikulieren können, haben Schwierigkeiten, Zugänge zu notwendigen Hilfe zu erhalten.

Zusammenfassung Die Soziale Arbeit in der Sucht- und Drogenhilfe hat in den letzten 30 Jahren einen massiven Professionalisierungsschub erfahren, was auch durch die Nutzer:innen der Hilfen antizipiert wird. In welcher Weise die Unterstützung noch verbessert werden kann, ist Gegenstand der Studie.



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Article published online:
30 August 2022

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