Suchttherapie 2022; 23(S 01): S50
DOI: 10.1055/s-0042-1756084
Abstracts
S37: Substanzkonsum und Abhängigkeit im Jugendalter – Motive und begünstigende Faktoren

Selbstmedikation und Coping bei Jugendlichen mit PTBS und Substanzabhängigkeit

LA Basedow
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
M Wiedmann
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
V Roessner
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
Y Golub
1   Technische Universität Dresden, Dresden
,
S Kuitunen-Paul
1   Technische Universität Dresden, Dresden
› Author Affiliations
 

Einleitung Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Substanzkonsumstörungen (SUDs) treten häufig simultan in jugendlichen psychiatrischen Patienten auf. Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass diese doppelbelasteten Patienten sich von SUD Patienten ohne PTBS in ihrem Substanzkonsum unterscheiden. In der vorliegenden Studie, inwiefern dieser unterschiedliche Substanzkonsum durch ein Selbstmedikationsmotiv erklärt werden kann.

Material und Methodik N = 111 (43 % weiblich) Deutsche jugendliche SUD Patienten (Alter 13-18 Jahre) füllten einen Fragebogen zu Substanzkonsummotiven und einen PTBS Fragebogen aus und wurden mit einem standardisierten psychiatrischen Interview befragt. Probanden wurden als "kein Traume (noTE)", "Trauma aber kein PTBS (TE)" oder "PTBS" klassifiziert. Es wurden mit nicht-paramterischen Verfahren Unterschiede in Substanzkonsum ausgewertet und eine Mediationsanalyse bezüglich dem Einfluss von Selbstmedikationsmotiven berechnet.

Ergebnisse In der "PTSD" Gruppe war der MDMA Konsum signifikant erhöht (H (2) = 7.2, p = .027, η2 = .058), während keine Unterschiede in Tabak, Alkohol, Cannabis oder Stimulanzienkonsum festgestellt wurde. Die "PTSD" Gruppe zeigte ebenfalls einen signifikant erhöhten Wert bezüglich des Motivs der Selbstmedikation (F (103) = 5.77, p = .004, η2 = .101). Die Mediationsanalyse indiziert einen indirekten Effekt vom Selbstmedikationsmotive auf die Beziehung zwischen Gruppenzugehörigkeit (noTE, TE, PTSD) und MDMA Konsumfrequenz (b = 0.61, 95% CI [0.29, 1.58]).

Zusammenfassung Wir haben in jugendlichen SUD Patienten einen erhöhten MDMA Konsum festgestellt, der teilweise durch ein Selbstmedikationsmotiv erklärt werden kann. Dieses Ergebnis gibt Hinweise darauf, dass der Konsum von MDMA in Jugendlichen teilweise durch Selbstmedikation motiviert ist. Es ist noch unklar, ob MDMA Konsum tatsächlich psychopathologische Symptome reduziert oder sogar verstärken und verschlimmern kann.



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Article published online:
30 August 2022

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