Suchttherapie 2022; 23(S 01): S54
DOI: 10.1055/s-0042-1756096
Abstracts
S40: Geschlechtssensitive Suchtbehandlung über die Lebensspanne

Geschlechtsaspekte bei Suchtstörungen des Kindes- und Jugendalters

N Arnaud
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
,
R Thomasius
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
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Einleitung Das Risiko langfristig gesundheitlicher und anderer Beeinträchtigung durch den missbräuchlichen Konsum psychoaktiver Substanzen ist in der Adoleszenz besonders hoch. Im vorliegenden Beitrag sollen geschlechtsspezifische Besonderheiten süchtigen Verhaltens anhand verschiedener epidemiologischer und interventioneller Studien zusammengefasst werden.

Material und Methodik Untersuchungen zu den allgemeinen und riskanten Substanzgebrauchsformen in verschiedenen Altersgruppen, zur klinischen Epidemiologie im Kindes- und Jugendalter sowie vorhandener Studien zur Inanspruchnahme von Suchtbehandlung in dieser Altersgruppe werden hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Aspekte dargestellt. Das Hauptaugenmerk liegt auf geschlechtsspezifischen Besonderheiten in den klinisch relevanten Konsummustern anhand aktueller Daten aus dem IMAC-Mind Forschungsverbund sowie typischen psychischen Begleitproblemen und therapeutischen Bedarfe.

Ergebnisse Aktuelle Daten zur Verbreitung klinisch relevanter Konsumformen im Kindes- und Jugendalter zeigen für die Substanzen Tabak, Alkohol und Cannabis bei den 16- bis 18-Jährigen ähnlich hohe Werte wie für junge Erwachsene. Dabei wird ein klares Übergewicht bei männlichen Jugendlichen festgestellt. Ergebnisse aus den wenigen vorhandenen Suchttherapie- und Inanspruchnahmestudien im Kindes- und Jugendalter bestätigen die epidemiologischen Daten diesbezüglich und weisen zudem auf geschlechtsbezogene Unterschiede in den begleitenden psychischen Problemen hin.

Zusammenfassung Insbesondere männliche Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren sind häufig von Suchtstörungen betroffen. Diese soziodemografische Gruppe findet sich auch vorrangig in kinder- und jugendpsychiatrischen suchttherapeutischen Versorgungseinrichtungen. Die Häufung männlicher Erwachsener in Studien zur epidemiologischen und administrativen Prävalenz der substanzbezogenen Störungen findet demnach bereits im Jugendalter seinen Anfang und setzt sich fort. Daraus ergeben sich strukturelle und therapeutische Bedarfe in der Versorgung von Menschen mit Suchterkrankungen im Übergang von Jugend und Erwachsenenalter.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

Georg Thieme Verlag
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