Suchttherapie 2022; 23(S 01): S57
DOI: 10.1055/s-0042-1756104
Abstracts
Postersession

Achtsamkeit & die Tendenz zur problematischen Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen

M Ramrath
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
M Zerr
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
S Antons
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
M Brand
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
M Liebherr
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
› Author Affiliations
 

Einleitung Smartphones sind ein fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Sie sind jedoch besonders vulnerabel für eine riskante Nutzung. Als prädisponierende Faktoren für eine problematische Nutzung werden Einsamkeit und Grübeln angeführt, wohingegen Achtsamkeit als protektiver Faktor genannt wird. Achtsamkeitstrainings versprechen zu einem höheren Maß an selbstregulierter Smartphone-Nutzung beizutragen. In den letzten Jahren sind digitale Achtsamkeitstrainings unter anderem durch ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten und einfache Integration in den Alltag zunehmend populär geworden. Studien hierzu sind jedoch rar. Die vorliegende Studie zielt darauf ab, zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs von Achtsamkeit und problematischer Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen beizutragen sowie den Effekt eines digitalen Achtsamkeitstrainings zu überprüfen.

Material und Methodik An der zwei-wöchigen Onlinestudie (Prä-, Post-, Follow-Up Messung) nahmen 171 Jugendliche im Alter von 14-19 Jahren teil. Zu allen Messzeitpunkten wurde das Achtsamkeitslevel (Child and Adolescent Mindfulness Measure), die Tendenz zur problematischen Smartphone-Nutzung (TPSN) (Smartphone Addiction Scale: Kurzversion für Jugendliche), die Einsamkeit (Short Loneliness Scale) und Grübeln (Repetitive Negative Thinking) in einem Online-Survey erhoben. Die Teilnehmenden wurden randomisiert der Experimentalgruppe (digitales Achtsamkeitstraining) oder Kontrollgruppe (Hörspiel) zugeordnet. Beide Interventionen wurden an 7 aufeinanderfolgenden Tagen appliziert.

Ergebnisse Personen, die achtsamer waren, zeigten eine geringere TPSN. Darüber hinaus zeigten Personen mit einem höheren Maß an Achtsamkeit eine geringe Ausprägung von Einsamkeit und Grübeln. Die Mediationsmodelle mit Achtsamkeit (Prädiktor), Einsamkeit bzw. Grübeln (Mediator) und TPSN (Kriterium) wurden nicht signifikant. Die TPSN konnte nicht durch das digitale Achtsamkeitstraining verbessert werden. Darüber hinaus haben 66% der Jugendlichen an weniger als der Hälfte der Tage das Achtsamkeitstraining durchgeführt.

Zusammenfassung Die vorliegende Studie bestätigt vorangegangene Erkenntnisse über das Potenzial von Achtsamkeit zur Verringerung des Risikos der Entwicklung einer problematischen Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen. Die niedrige Beteiligungsrate verdeutlicht jedoch die Notwendigkeit, spezifische und attraktive Achtsamkeitstrainings für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.



Publication History

Article published online:
30 August 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany