Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2017; 49(01): 44-45
DOI: 10.1055/s-0043-101102
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CLL: Bestimmte Antibiotika beeinträchtigen den Effekt der Chemotherapie

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27 April 2017 (online)

Forscher aus Köln um Dr. Maria Vehreschild untersuchten nach ersten Erfolgen in Tierversuchen, ob sich klinisch Hinweise finden lassen, dass die Darmflora die Wirksamkeit einer Chemotherapie beeinflusst. Dazu analysierten sie retrospektiv Daten von 800 Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie der CLL8-Studie, die in der Erstlinie Fludarabin und Cyclophosphamid alleine oder zusammen mit Rituximab erhalten hatten, sowie Patienten mit rezidivierten Lymphomen aus einer Kölner Kohorte, die mit 2 Zyklen von Dexamethason, Cytarabin und Cisplatin (DHAP) alleine oder mit Rituximab (R-DHAP) behandelt worden waren. Die Ergebnisse wurden auf der DGHO-Jahrestagung 2015 vorgestellt.

In vorangegangenen Tierversuchen hatten vor allem grampositive Bakterien einen positiven Einfluss gezeigt (Viaoud S/Science 2013). Daher wurde in dieser Studie untersucht, inwieweit auf diese Keime gerichtete Antibiotika wie Vancomycin, Teicoplanin, Linezolid und Daptomycin das Ansprechen und Überleben beeinflussten.

Es zeigte sich bei den Patienten der CLL8-Studie, dass die Gabe solcher Antibiotika ein signifikanter, von anderen Faktoren unabhängiger Risikofaktor für das Ansprechen und das Gesamtüberleben zu sein scheint.

Die Patienten, die Antibiotika gegen grampositive Keine erhielten, sprachen schlechter auf die Chemotherapie an als die Patienten ohne Antibiotika gegen grampositive Keime (Komplettremission 22,9 vs. 33,8%, partielle Remission 51,4 vs. 56,4% und fehlendes Ansprechen 25,7 vs. 9,8%).

Die 3-Jahres-Überlebensrate lag bei den 755 Patienten, die keine oder nicht gegen grampositive Bakterien wirksame Antibiotika erhalten hatten, bei 57,9%, bei den 45 mit relevanten Antibiotika behandelten Patienten dagegen bei 32,8%. Der Effekt blieb auch in den unterschiedlichen Subgruppenanalysen konstant.

Bei der Kölner Kohorte von Patienten mit rezidivierten Lymphomen war der Zusammenhang zwischen einer Antibiotikagabe mit Wirkung gegen grampositive Bakterien und einer ungünstigeren Prognose noch stärker (3-Jahres-OS 15,8 vs. 1,0%). Die Kohorte war aber mit insgesamt 122 Patienten zu klein, um aussagekräftig zu sein.