Zusammenfassung
Die demografische Entwicklung hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme an älteren
multimorbiden Patienten mit Beckenringfraktur geführt. Dabei stellen Diagnose, Therapie
sowie peri- und postoperatives Patientenmanagement eine große Herausforderung dar.
Für eine optimale Patientenversorgung ist ein interdisziplinärer Behandlungsansatz
notwendig. In der Altersgruppe der > 65-jähringen Patienten sind Beckenringverletzung
häufig durch Niedrigenergietraumen verursacht und mit einer reduzierten Knochenqualität
vergesellschaftet. Die therapeutischen Optionen reichen von konservativen bis hin
zu verschiedenen operativen Maßnahmen. Allerdings wird auch die operative Therapie
durch altersbedingte Komorbiditäten beeinflusst. Daher werden hierfür minimalinvasive
und schonende OP-Methoden favorisiert. Die mit zunehmendem Alter reduzierte Knochenqualität
erschwert jedoch die knöcherne Verankerung von unfallchirurgischen Implantaten erheblich.
Im Folgenden stellen wir ein minimalinvasiv durchführbares Verfahren, die Zementaugmentation
von iliosakralen Schrauben, vor. Dieses kann bei therapierefraktären Beschwerden und
immobilisierenden Schmerzen zur Behandlung der hinteren Beckenringfraktur bei reduzierter
Knochenqualität durchgeführt werden. Die Schraubenaugmentation trägt hier zu einer
deutlichen Verbesserung der Implantatverankerung bei. Das Augmentationsverfahren kann
ohne wesentliche Erweiterung des Zugangswegs und der chirurgischen Morbidität durchgeführt
werden. Kanülierte und spitzenperforierte Schraubensysteme werden nach der gewohnten
perkutanen Implantation bei reduziertem Eindrehmoment mittels Knochenzement im Bereich
der Schraubenspitze augmentiert. Ziel dieser Therapie ist eine suffiziente Schmerzreduktion
und die sofortige Mobilisation unter Vollbelastung, um Komplikationen und Folgeschäden
durch Immobilisation für den geriatrischen Patienten zu vermeiden.
Abstract
Demographic changes have led to an increasing number of older patients with pelvic
ring fractures. Diagnosis, therapy, peri- and postoperative care are challenges calling
for interdisciplinary treatment approaches. Pelvic fractures in the age group over
65 years are mainly caused by a low energy trauma and are frequently associated with
reduced bone quality. In this age group, minimally invasive surgery might be a key
to reduce further complications caused either by open surgery or by poor bone quality.
In case of therapy-refractory or immobilizing pain, screw fixation of the dorsal pelvic
ring should be performed. Cement augmentation of the screw helps to enhance screw
purchase without further compromise to bone, soft tissue and skin. Cannulated screws
with tip perforations may be implanted in the usual way. In case of reduced drilling
resistance or screw torque during implantation, the screw tip may be augmented with
cement. The aim of this procedure is sufficient pain relief and quick postoperative
mobilization with full weight bearing, which helps to reduce sequelae of patient immobilization.