Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(02): 90-91
DOI: 10.1055/s-0043-105665
Der Interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein aufwändiger Weg zur Diagnose: Fallbericht eines Granularzelltumors der Brust

P. Polzer
,
S. Weigel
Further Information

Publication History

17 January 2016

02 May 2016

Publication Date:
09 June 2017 (online)

Fallbericht

Wir berichten über eine 50-jährige beschwerdefreie prämenopausale Frau, bei der im Rahmen der Erstteilnahme am Mammografie-Screeningprogramm rechts axillär ein irreguläres Verdichtungsareal auffiel. In den ergänzend durchgeführten Zielkompressionsaufnahmen wurde das Verdichtungsareal als unscharf abgrenzbarer bis gering spikulierter Herd bestätigt ([Abb. 1]). Unter Kenntnis der Mammografie war sonografisch ein echoarmer, spikulierter Herd mit zulaufender Gefäßstruktur darstellbar ([Abb. 2]) und es wurde die Indikation zur ultraschallgestützten Stanzbiopsie (14 G) gestellt. Die Histologie der vier bildgebend repräsentativen Stanzzylinder ergab eine Kombination aus Fettgewebe, Fibroseareal sowie vereinzelten histiozytenartigen Zellen (B2), womit eine fragliche radiologisch-pathologische Korrelation zu einer Narbe gegeben war. Die Anamnese ergab keinen Hinweis auf eine erfolgte Operation, ein Trauma oder eine Entzündung, sodass in der multidisziplinären Konferenz die Läsion als nicht geklärt eingestuft wurde.

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Abb. 1 Digitale Mammografie mit Kompression: An Lymphknoten angrenzender unscharfer bis gering spikulierter Herd.
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Abb. 2 Sonografie: Echoarmer, unscharfer, gering spikulierter Herdbefund.

Zur weiteren Abklärung des Dignitätsgrades wurde eine MR-Mammografie indiziert. Bei MR-mammografisch guter Beurteilbarkeit (minimale Bewegungsartefakte, MR-ACR 1) bestätigte sich ein irregulärer Herdbefund ([Abb. 3]) ohne suspekte Kontrastmitteldynamik als Korrelat der mammografischen und sonografischen Befunde. In Zusammenschau erschien trotz hoch suspekter Morphologie das Vorliegen eines invasiven Karzinoms unwahrscheinlicher als primär angenommen; als Differenzialdiagnosen wurden eine radiäre Narbe oder ein fibrosiertes invasives Karzinom diskutiert. Aufgrund der Diskrepanz zur Histologie und Anamnese wurde die Indikation zur sonografischen Re-Stanzbiopsie (14 G) gestellt mit Gewinnung von fünf weiteren bildgebend repräsentativen Zylindern. Die Proben ergaben erneut vernarbtes Gewebe mit tumoröser Infiltration durch histiozytenartige Zellen. Die gezielte immunhistochemische Zusatzuntersuchung zeigte eine kräftige zytoplasmatische Expression von S100 ([Abb. 4]), sodass in Zusammenschau sämtlicher Befunde die Diagnose eines Granularzelltumors gestellt werden konnte (unklares malignes Potenzial (B3), plausible radiologisch-pathologische Korrelation). Aufgrund eines typischen lokal progressiven Wachstums wurde eine Exzision im Gesunden angeraten. Maligne Verläufe sind rar, im Vordergrund steht die Rezidivprophylaxe.

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Abb. 3 MR-Mammografie: Als Korrelat zur Sonografie und zur Mammografie präaxillärer, dreieckförmiger Herdbefund ohne suspekte Kontrastmitteldynamik.
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Abb. 4 Immunhistochemie: Die Zellen des Granularzelltumors exprimieren typischerweise kräftig S100 (braun).