Psychiatr Prax 2017; 44(04): 234
DOI: 10.1055/s-0043-108482
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eva und die Frucht der Erkenntnis

Andrea Lösch
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Publication Date:
10 May 2017 (online)

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Das Streben nach Erkenntnis und Erleuchtung ist ein Prozess, der oft aufwühlend und mühsam ist. Ich versuche gedanklich zu be-greifen, was so schwer zu fassen ist und manchmal habe ich das Gefühl, mir dabei die „Finger zu verbrennen“.

War nicht Eva im Garten Eden der Ursprung unseres Bedürfnisses nach Erkenntnis? Seitdem haben wir den paradiesischen Urzustand der Einheit mit Gott verlassen, haben unsere eigene Göttlichkeit vergessen und versuchen auf der Bühne des Lebens ängstlich und voller Scham in einem Spiel aus Schuld und Sühne den Weg zurück ins Paradies zu finden.

Welche Rolle spielt eigentlich Adam dabei? In der christlichen Religion heißt es, Eva habe Adam verführt … Kann das Streben nach Erkenntnis wirklich Sünde sein und falls ja, trägt Adam keine Schuld? Geht es überhaupt um Schuld, oder ist dies nicht alles ein göttlicher und damit vollkommener Plan zur Entwicklung von mehr Selbst-Bewusstsein, um uns aus freiem Willen entscheiden zu können für die Heimkehr in den paradiesischen Zustand der Einheit mit der Quelle der Schöpfung?

Wenn wir uns unserer eigenen Schöpferkraft bewusst werden, können wir anstatt auf eine Erlösung von außen zu warten, in Eigenverantwortung Evas Werk vollenden. Das Erkennen und Erleben der eigenen Schöpferkraft, die es uns ermöglicht, das Spiel des Lebens ohne Angst und Minderwertigkeitsgefühlen nach unserem freien Willen zu gestalten, ist mein wichtigstes Ziel als Kunsttherapeutin.

Wie könnten diese Gestaltungskräfte eindringlicher erlebt und leichter geübt werden als darin, sich kreativ künstlerisch auszudrücken?

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