Der Nuklearmediziner 2017; 40(03): 191-192
DOI: 10.1055/s-0043-108729
Nuklearmedizinische Standardprozeduren
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schilddrüse und Nebenschilddrüse

Carl-Martin Kirsch
Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

Schilddrüsenszintigrafie

Indikation

  • Beurteilung der Funktionstopografie der Schilddrüse,

  • Identifikation von Arealen erhöhter oder erniedrigter Stoffwechselaktivität in der Diagnostik und Therapieplanung von Schilddrüsenerkrankungen.

  • In der Abklärung der Hyperthyreose, Identifikation von autonomen Arealen und Funktionsabklärung von tastbaren bzw. sonografisch gefundenen Knoten.


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Radiopharmazeutikum

Die Untersuchung wird üblicherweise mit 70 MBq (DRW, max. 75 MBq) 99mTc-Pertechnetat nach i. v.-Injektion durchgeführt.

Pertechnetat wird analog zu Jod in die Schilddrüse aufgenommen, nicht jedoch in die Hormonsynthese eingeschleust. Die max. Anreicherung in der Schilddrüse wird ca. 15 – 20 min. p. i. erreicht.

Alternativ kann auch 123J eingesetzt werden (siehe unten).


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Patientenvorbereitung

Absetzen von Schilddrüsenhormonmedikation (außer bei Suppressionsszintigrafie), T3-Präparate 10 Tage vor der Untersuchung, T4-Präparate ca. 4 Wochen vor Untersuchung.

Jodkarenz 4 Wochen vor der Untersuchung (Röntgenkontrastmittel, jodhaltige Augentropfen, jodhaltige Desinfektionsmittel)


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Untersuchung

Ablauf: 15 – 20 min. nach i. v. Injektion des Radiopharmazeutikums wird der Patient vor einer Gammakamera derart positioniert, dass die Schilddrüse in der Mitte des Gesichtsfeldes abgebildet wird.

Technik: Zur quantitativen Schilddrüsenszintigrafie (Messung des Tc-Uptake) wird vor Injektion die Spritze mittels der Kamera gemessen. Nach der Injektion wird zuerst die leere Spritze einschließlich der Kanüle mithilfe der Gammakamera gemessen und sodann die Injektionsstelle. Zwischen 15 und 20 min. p. i. wird der Patient mit der Kamera gemessen, wobei immer eine ausreichende Anzahl von Ereignissen (cts) registriert werden muss. Sämtliche Kameradaten werden auf einem Computer aufgezeichnet. Die Berechnung des prozentualen Schilddrüsen-Uptakes erfolgt dann mittels eines Rechnerprogramms.


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Dokumentation

Nach digitaler Archivierung erfolgt die Dokumentation üblicherweise auf einem Farbdrucker, wobei darauf zu achten ist, dass neben dem Bild der Schilddrüse der Abbildungsmaßstab angegeben wird. Es sollte auch die Möglichkeit vorgesehen sein, Knoten zu markieren. Weiterhin sind auf diesem Ausdruck sowohl der globale wie auch ggf. der regionale Tc-Uptake anzugeben.


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Besonderheiten

Die Schilddrüsenszintigrafie kann auch zur Abklärung kompensierter Autonomien unter Suppressionsbedingungen durchgeführt werden. Die Suppression des basalen TSH kann erreicht werden durch die Gabe von

  • 60 µg T3 /Tag entsprechend 1 – 1-1 Thybon® über 10 Tage vor der Untersuchung oder

  • durch eine einmalige Gabe von 2 – 3 mg L-Thyroxin ca. 2 Wochen vor der Untersuchung.


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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen der Untersuchung als solcher sind keine bekannt. Lediglich im Rahmen von Suppressionsuntersuchungen ist die klinische Situation des Patienten (Cave: Herzrhythmusstörungen) zu berücksichtigen.


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Strahlenexposition

Die effektive Äquivalentdosis beträgt für Erwachsene bei Euthyreose ca. 0,5 mSv.


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Besonderheiten der Schilddrüsenszintigrafie mit radioaktivem Jod

Als Radiopharmazeutikum zur Szintigrafie können grundsätzlich 2 Jodisotope, 123J und 131J herangezogen werden. Bis auf die Therapieplanung ist jedoch der Einsatz von 131J für rein diagnostische Zwecke obsolet. Für die reine Diagnostik kann 123J eingesetzt werden. Der Vorzug von Jod liegt darin, dass es in die Hormonsynthese eingeschleust wird und somit nicht nur Aufnahmen des Uptakes (wie bei 99mTc), sondern auch des tatsächlichen Jodstoffwechsels möglich sind.


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Untersuchungstechnik

Die Substanz wird i. v. injiziert. wobei ca. 10 min p. i. beginnend, 6 planare Aufnahmen à 150 sec mit der Gammakamera und Rechner aufgezeichnet werden. Während der Akquisition wird dem Patienten 10 ml Blut abgenommen und der Entnahmezeitpunkt markiert. Die Serumaktivität wird in einem Bohrlochzähler gemessen. Aus den Aufnahmen und der Serummessung kann die Jodid-Clearance berechnet werden.

Ggf. können 6 – 12 h p. i. noch Spätaufnahmen angeschlossen werden, um minderspeichernde bzw. kalte Areale besser abgrenzen zu können oder dystopes Schilddrüsengewebe zu identifizieren (Zungengrund-, retrosternale Struma).


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Strahlenexposition

Effektive Äquivalentdosis ca. 0,5 mSv.


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