PSYCH up2date 2017; 11(06): 493-504
DOI: 10.1055/s-0043-109207
Affektive Störungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nebenwirkungen der neuen Antidepressiva

Frederike Lenz
,
Michael Bauer
,
Philipp Ritter
Further Information

Publication History

Publication Date:
16 November 2017 (online)

Der steigende Einsatz neuerer Antidepressiva liegt u. a. an deren geringerer Toxizität. Dennoch gibt es auch mit diesen Substanzen Nebenwirkungen – zwar seltener, aber dennoch potenziell gefährlich. Vor der Auswahl des passenden Antidepressivums steht deshalb eine ausführliche Anamnese und Aufklärung. Mit Kenntnis der Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten lassen sich der Behandlungserfolg optimieren und die Adhärenz fördern.

Kernaussagen
  • Das Verständnis über die Nebenwirkungen von neuen oralen Antidepressiva sollte bei deutlich steigenden Verschreibungszahlen sowohl beim behandelnden Arzt wie auch beim Patienten gefördert werden.

  • Auswahlkriterien für den Einsatz verschiedener antidepressiv wirksamer Substanzen basieren auf einer ausführlichen Anamnese und Aufklärung. Damit können Nebenwirkungen minimiert, Adhärenz gefördert und Behandlungserfolge optimiert werden.

  • Die allgemeinen Nebenwirkungen ergeben sich hauptsächlich aus der Modulation des interagierenden serotonergen, noradrenergen, dopamin- und/oder histaminergen Neurotransmittersystems. Häufig sind z. B. Übelkeit und Unruhe beim Einsatz von SSRI.

  • Seltene und z. T. unbekannte, aber lebensbedrohliche Nebenwirkungen sollten nicht unterschätzt und regelmäßig überprüft werden, so z. B. eine erhöhte Blutungsneigung bei der Behandlung mit SSRIs. Insbesondere bei älteren Patienten ist zudem die Einschätzung vorstehender Risikofaktoren wichtig, um iatrogene Arrhythmien, Elektrolytentgleisungen und Serotoninsyndrome zu verhindern.

  • Die regelmäßige Beurteilung von EKG, Blutdruck, Blutbild, Elektrolyten, Leber- und Nierenfunktionsparametern, Gewichtszu- oder -abnahme und sexuellen Funktionsstörungen gehört zu jeder Verlaufsbeurteilung einer medikamentösen antidepressiven Therapie und ist ärztliche Pflicht.