retten! 2017; 6(05): 364-371
DOI: 10.1055/s-0043-110826
Fit für den Notfallsanitäter
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensbedrohlicher Blutverlust – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung

Rico Kuhnke
,
Wolfgang C. G. von Meißner
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. November 2017 (online)

retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe arbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz algorithmenkonform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.

Kommentar

von BSc Sebastian Nitsche, Hauptbrandmeister, Notfallsanitäter und Praxisanleiter, Dozent und Mitersteller der Handlungsempfehlungen für Notfallsanitäter der Landesrettungsschule der DRK- und ASB-Landesverbände Sachsen-Anhalt gGmbH

Bei der Erstellung von Handlungsalgorithmen sind viele Anforderungen zu erfüllen. Diese Anforderungen unterscheiden sich je nach Nutzern der Algorithmen erheblich, weshalb ein Kompromiss zwischen der Exaktheit und der praktischen Handhabung gefunden werden muss.

Der Anwender möchte ein möglichst eindeutiges Verfahren an die Hand bekommen, das eine evidenzbasierte und tragfähige rettungsmedizinische Versorgung von Notfallpatienten ermöglicht. Es soll ihn auch gegen haftungsrechtliche Vorwürfe absichern. Gleichzeitig müssen die Algorithmen praktisch möglichst einfach umsetzbar sein. Es nutzt wenig, wenn ein Algorithmus jede Eventualität erfasst, dabei aber so viele Verzweigungen und Fragstellungen berücksichtigt, dass ein Erlernen und professionelles Abarbeiten nicht mehr möglich ist.

Der Ärztliche Leiter, der die Algorithmen gemäß dem NotSanG verantworten soll, hat rechtliche Risiken bei deren Anwendung zu vertreten. Die Algorithmen sollen eine möglichst geringe Fehlerwahrscheinlichkeit aufweisen und validierbare, reproduzierbare Qualität erzeugen. Außerdem sollen sie medizinisch immer auf dem aktuellen Stand sein – in Zeiten immer schnelleren wissenschaftlichen Fortschritts eine echte Mammutaufgabe.

Genau dieser Spagat zwischen der umfangreichen Exaktheit und der praktischen Handhabung, gepaart mit Kritik an der evidenzbasierten Medizin (z. B. „Kochbuchmedizin“), macht die Erstellung, Anwendung und Aktualisierung von Algorithmen zu einem schwierigen Unterfangen.

Die SOPs der „Landesrettungsschule der DRK- und ASB-Landesverbände Sachsen-Anhalt gGmbH“ konzentrieren sich auf eine gute Erlern- und Anwendbarkeit, da sie einen methodischen Teil der Ausbildung für angehende Notfallsanitäter darstellen. Eine uneingeschränkte Zufriedenheit aller Nutzer wird es wahrscheinlich nie geben. Sie bleibt aber Ziel des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.