Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(10): 581
DOI: 10.1055/s-0043-113336
Buchrezensionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Umfassender Ratgeber zur Vorbeugung

RatgeberContributor(s):
Markus Weih
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Publication History

Publication Date:
10 October 2017 (online)

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Prof. Klosterkötter, war bis 2015 Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik in Köln. Er ist auch international bekannt, vor allem für seine Arbeiten zur Früherkennung von Psychosen. Prof. Maier ist seit 1995 Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik in Bonn und steht für epidemiologische und genetische Studien zu psychischen Erkrankungen auf höchstem Niveau. Des weiteren ist Prof. Meier auch noch als ehemaliger Präsident der Fachgesellschaft DGPPN bekannt. Diese beiden „Schwergewichtler“ legen nun zusammen mit Beiträgen von fast 30 weiteren namhaften führenden deutschen Experten aus dem Fachgebiet das erste deutsche umfassendere Werk zur Vorbeugung psychischer Erkrankungen vor. Die Geleitworte stammen von Prof. H. Hermann und Prof. D. Bhugra, immerhin amtierende oder ehemalige Präsidenten der World Psychiatric Association – WPA. Die hohe Bedeutung psychischer Erkrankungen und der täglich spürbare Leidensdruck sind ja bekannt. Was läge nun näher, sich mit Verhütung, Identifikation von Hochrisikopersonen und generell den Rahmenbedingungen der Phase vor dem akuten Ausbruch einer psychischen Erkrankung zu beschäftigen.

Das Buch hat 29 Abbildungen und 34 Tabellen. Inhaltlich teilt es sich in einen kürzeren Teil zu Konzepten und Strategien präventiver Psychiatrie und einen längeren Teil zum aktuellen Entwicklungsstand und den verschiedenen psychischen Erkrankungen. Die Kapitel des Teils B sind fast durchgängig einheitlich gegliedert in die Punkte 1. Bedeutung der Störungsgruppe, Aufriss des Problems, 2. Stand der Risikoforschung, 3. Entwicklungsstand der Präventionsprogramme, 4. Umsetzung in die Versorgungspraxis und 5. Schlussfolgerung, Key-points und Perspektiven. Leider fehlen plastische Fallbeispiele, Checklisten, konkrete Handlungsanweisungen und auch Abbildungen, Schemata oder Onlinematerialien, so dass das Buch sehr nüchtern und sachlich wirkt. Auch muss natürlich festgehalten werden, dass inhaltlich die Prävention psychischer Erkrankungen noch keine Erfolgsgeschichte ist. Es war aber auch nicht die Absicht der Herausgeber, ein Studentenlehrbuch oder ein Manual zu schreiben, sondern die beste Fachkompetenz auf dem Gebiet zu bündeln und den aktuellen Stand auf höchsten Niveau zusammenzufassen, um eine solide Ausgangsbasis zu haben.

Alternativen zum vorliegenden Werk gibt es im deutschsprachigen Raum schlicht und ergreifend nicht. Alle Ärzte, Psychiater, Nervenärzte und Psychotherapeuten in Forschung Lehre und Versorgung, aber auch Vertreter der Kostenträger und in der Gesundheits- und Sozialpolitik, die sich nicht damit begnügen wollen, psychische Erkrankungen hinzunehmen und dann trotz aller Bemühungen doch oft den chronischen Verlauf trotz Therapie sehen, sollten dieses Buch lesen.